Die Kathedrale St. Gallen. (Bild: JoachimKohlerBremen, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Kirche Schweiz

Bistum St. Gallen: Erwartungen an den neuen Bischof

Am 9. August 2024 feierte Bischof Markus Büchel seinen 75. Geburtstag. Gleichzeitig hat er Papst Franziskus konform zum Kirchenrecht (vgl. can. 401 § 1 Codex iuris canonici) seinen Rücktritt eingereicht. Der Heilige Stuhl reagierte überraschend schnell. Bereits am 13. August 2024 teilte er über den Nuntius in Bern, Erzbischof Krebs, mit, dass der Rücktritt angenommen wurde. Bis zur Ernennung seines Nachfolgers bleibt Bischof Markus Büchel im Amt. Gleichzeitig erhielt das Domkapitel den Auftrag, mit den Vorbereitungen zur Bischofswahl zu beginnen. Dazu hat das Domkapitel drei Monate Zeit. Das «Schweizerische Pastoralsoziologische Institut» führt in dessen Auftrag eine dreiwöchige Umfrage durch, um dem Kirchenvolk den Puls zu fühlen.

«swiss-cath.ch» hat sich bei engagierten Gläubigen aus dem Bistum erkundigt, welche Erwartungen und Hoffnungen sie in die Wahl des neuen Bischofs setzen.

Ein Bischof ohne Komplexe
Ich erhoffe mir vom neuen Bischof zunächst nichts Aussergewöhnliches. Er soll normal sein Amt ausüben und seinen Pflichten nachgehen. Auch wenn ein Bischof oft unter Druck steht, wünsche ich ihm, dass er trotzdem – oder gerade deshalb –«gerne» Bischof ist und nicht, weil er eben «muss». Ich wünsche ihm auch viel Selbstbewusstsein und dass er sich seines katholischen Glaubens nicht schämt.
Vikar Ivan Šarić, Winkeln

Mithilfe der Gottesmutter ein wahrer Brückenbauer
Was wir sehen in Gesellschaft, Politik und Kirche: Viele Spannungen, Polarisierungen und zentrifugale Kräfte. Was wir uns wünschen: Einheit und Frieden. Wozu uns der Herr ermahnt: «Seid eins, wie der Vater und ich eins sind.» Wonach wir uns sehnen: Ein im Gebet verankerter Bischof, der mithilfe der Gottesmutter wahrer Pontifex (Brückenbauer) sein darf.
Dr. iur. Remi Kaufmann, Rechtsanwalt, St. Gallen

Auf die Menschen zugehen können
Ich erwarte, dass der neue Bischof das Erbe von Bischof Markus hochhält und weiterentwickelt.
Er soll sich noch vermehrt in Rom einsetzen für die Gleichstellung der Frau in der Kirche.
Wichtig ist mir, das «auf die Menschen zugehen-Können» des neuen Bischofs.
Marlene Silvestri, Pfarreisekretärin, Bazenheid

«Fünf Punkte»
1. Verankert im katholischen Glauben;
2. führt ein geistliches Leben - ein Mann des Gebetes;
3. steht treu zur katholischen Kirche;
4. erklärt und verteidigt den katholischen Glauben und tritt für diesen ein;
5. innerlich gefestigter Mann, der sich im Heilikgen Geist von Christus leiten lässt – und nicht vom Zeitgeist.
Dr. sc. nat. Pius Kölbener, St. Gallen
 


Die KI gibt die Richtung vor
Ich habe folgende Frage an Google-KI gerichtet:
Was erwarte ich vom neuen Bischof von St. Gallen? Tradition bewahren und gleichzeitig Respekt und Ansehen der katholischen Kirche in einer säkularisierten Gesellschaft souverän und glaubwürdig behaupten.

Antwort, von KI generiert:
Die Erwartungen an den neuen Bischof von St. Gallen sind vielschichtig. Einerseits soll er die reiche Tradition der Diözese bewahren und die Lehren der Kirche mit Hingabe pflegen. Andererseits steht er vor der Herausforderung, die Relevanz der katholischen Kirche in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft zu behaupten. Dies erfordert ein souveränes Auftreten und eine glaubwürdige Vermittlung der christlichen Werte, die sowohl Respekt als auch Ansehen in der Gemeinschaft fördern.

Dem gilt es, in aller Kürze, nichts hinzuzufügen.
Werner Dudli, Dirigent des Schweizer Romanos-Chores und Leiter der Choralschola St. Mauritius Oberengstringen, Gossau (SG)

Dem Bild des Bischofs im Codex so gut wie möglich gerecht werden
Ich habe im Codex Iuris Canonici nachgeschaut, was die Universalkirche als erforderliche Eigenschaften eines Kandidaten für das Bischofsamt beschreibt. In Canon 378 wird als erster Punkt unter anderem verlangt, dass er «sich auszeichnet durch festen Glauben, gute Sitten, Frömmigkeit, Seeleneifer, Lebensweisheit, Klugheit sowie menschliche Tugenden». Unter den weiteren vom CIC verlangten Eigenschaften befinden sich zudem die beiden Punkte, dass der Kandidat in gutem Ruf stehen muss und dass er eine vertiefte Kenntnis in akademischen Fächern hat, die an theologischen Fakultäten gelehrt werden. Das CIC fasst wunderbar zusammen, was den künftigen Bischof von St. Gallen meines Erachtens unbedingt kennzeichnen muss. Die genannten Punkte müssen im Zentrum der Evaluation durch die Domherren stehen. 

In Canon 375 werden die Bischöfe wie folgt definiert: «Die Bischöfe […] werden in der Kirche zu Hirten bestellt, um auch selbst Lehrer des Glaubens, Priester des heiligen Gottesdienstes und Diener in der Leitung zu sein.» Mit anderen Worten: Sie sollen die Wahrheit des Evangeliums zu den Menschen bringen, die liturgisch-sakramentale Verherrlichung Gottes gewährleisten und das Bistum in der Nachfolge der Apostel leiten. Das Bistum St. Gallen ist in der glücklichen Situation, dass der Bischof sich voll auf diese Aufgaben konzentrieren kann. Er muss sich nicht wie andere Bischöfe in grossem Mass um die weltlichen Aspekte der Kirchenleitung sorgen, denn von dieser Sorge wird er durch die Existenz und Tätigkeit des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St. Gallen ziemlich vollständig entlastet. Dies betrifft besonders die Finanzfragen, Unterhalt und Bau von Kirchengebäuden, Pensionskasse usw. Die von diversen, vom Zeitgeist erfüllten Reformgruppen zusätzlich reklamierten Eigenschaften und Aufgaben eines Bischofs sind sekundär, manche gar für die Kirche und das Seelenheil der Gläubigen schädlich.
Walter Müller, ehemaliger Informationsbeauftragter der Schweizer Bischofskonferenz, Mels


Niklaus Herzog
swiss-cath.ch

E-Mail

Lic. iur. et theol. Niklaus Herzog studierte Theologie und Jurisprudenz in Freiburg i. Ü., Münster und Rom.


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Bemerkungen :

  • user
    Michael Dahinden 30.08.2024 um 15:54
    Gerne sei den St. Gallern überlassen, was sie vom Neuen erwarten.
    Allerdings sei auch gefragt, was sie ihm zu geben gedenken.