Kreuzigung, Fresko von Theophanes der Kreter, um 1545/46, Stavronikita-Kloster, Griechenland. Public domain via Wikimedia Commons.

Kommentar

Der Monat Juli – dem kost­ba­ren Blut geweiht

Bis zur Lit­ur­gie­re­form fei­erte die Katho­li­sche Kir­che am 1. Juli das Fest des kost­ba­ren Blu­tes Christi. Auch heute noch kann man an die­sem Tag eine Motiv­messe zu Ehren des kost­ba­ren Blu­tes fei­ern. Lei­der ist die Ver­eh­rung des kost­ba­ren Blu­tes in Ver­ges­sen­heit geraten.

Warum verehren wir Katholiken das kostbare Blut?

Weil mit «Blut Christi» Jesus Christus als ganze Person gemeint ist: Wir verehren ihn als unseren Erlöser und Heiland, der uns nicht «mit Silber oder Gold», sondern mit seinem «kostbaren Blut» erlöst hat (1 Petr 1,18f).

Weil durch das Blut Christi die Liebe Gottes sichtbar wird: Durch das Blutvergiessen Jesu Christi wird seine Hingabe für uns besonders deutlich: das Mass seiner Liebe, wie viel wir ihm bedeuten, wie sehr ihm an uns liegt … «Jesus Christus, der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein Blut» (Offb 1,5).

Weil das Blut Christi gleichzeitig seinen Tod und seine Auferstehung zusammenfasst, also den Kern der Frohen Botschaft, das Pascha-Mysterium. «Blut» ist ein starkes poetisches Symbol – gleichzeitig für den Tod wie für das Leben, für die Niederlage wie für den Sieg, für den Schmerz wie für die Freude, für die Hingabe wie für die Erfüllung, für das Opfer wie für den Triumph. Das Blut Christi bringt das ganze Ostergeheimnis (Pascha) zum Ausdruck. Das  symbolisieren z. B. auch die verklärten Wundmale Jesu an der Osterkerze.

Weil im Blut Christi die Vollmacht Gottes sichtbar wird: In der Bibel wird das Symbol des Blutes verwendet, um die einzigartige Vollmacht Gottes hervorzuheben: Das Blut des Lammes schützt vor dem Todesengel (Ex 12,23), besiegelt einen neuen und ewigen Bund mit Gott (Ex 24,8; Jer 31,31; Lk 22,20) und befreit von Sündenschuld (Lev 1–7; Mt 26,27b; Eph 1,7; 1 Joh 1,7).

Weil Jesus Christus uns in der Eucharistiefeier nicht nur seinen Leib, sondern auch sein Blut anvertraut. Während der Leib Christi mehr die Nahrung für uns bedeutet, wird durch das Blut Christi besonders das Opfer betont. So können wir in der Heiligen Messe durch diese Zeichen bewusster am Erlösungsopfer von Golgota teilnehmen.

Weil das Blut Christi geistigerweise in den Wunden der Menschheit gegenwärtig ist. Man kann bildhaft sagen, dass Jesus Christus die Sünden und Leiden aller Menschen am Kreuz mit seiner erlösenden Liebe gleichsam ausgefüllt und dadurch den «Herrscher der Welt» (Joh 14,30) besiegt hat. Wenn wir den leidenden und mit Sünden belasteten Menschen mit wahrer Liebe begegnen, machen wir uns innerlich mit dem Blute Christi eins und können so am Erlösungswerk teilnehmen. «Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist» (Kol 1,24).

Weil wir zusammen mit Jesus und Maria auf die Liebe des Vaters antworten wollen, empfangen wir bewusst die am Kreuz vergossene Liebe und schenken sie weiter. Der Vater sehnt sich so sehr nach der Heimkehr seiner verirrten und doch so geliebten Kinder, die auch ihrerseits so sehr nach wahrer Liebe hungern.

Der 26-jährigen Marie-Marthe Chambon[1] werden die Wunden Jesu sowie der Wundenrosenkranz offenbart. Es ist ihre Berufung, die heiligen Wunden Jesu der ganzen Welt zu künden und sie im Namen aller Menschen dem ewigen Vater aufzuopfern. «Ich wünsche, mich den Menschen durch dich mitzuteilen» (Jesus am 31. August 1869) Von diesem Zeitpunkt an erscheint ihr Jesus oft mit blutenden oder verklärten Wunden und fordert sie immer wieder auf, diese zu betrachten und aufzuopfern.

Die Verehrung des kostbaren Blutes sollten wir wieder entdecken, gerade in einer Zeit, in der man mit der Tradition nichts mehr am Hut haben möchte.
 

Gastkommentare spiegeln die Auffassungen ihrer Autorinnen und Autoren wider.

 

 


[1] Ihr Seligsprechungsprozess ist eingeleitet.


Claudio Tessari


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Bemerkungen :

  • user
    Fortsetzung 05.07.2024 um 18:13
    Vom 10. Jahrhundert an entstanden lokale Feste zur Verehrung des kostbaren Blutes Jesu Christi, so 923 im Kloster auf der Bodenseeinsel Reichenau. Wichtige Anstöße kamen dann bis ins 15. Jahrhundert von den Kreuzfahrern und (angeblichen) Blut-Reliquien, die sie mitbrachten.
    Im 17. und 18. Jahrhundert verbreitete sich das Fest auch in Diözesen, die keine Blutreliquie besaßen. 1815 gründete Gaspare del Bufalo den Orden der Missionare vom kostbaren Blut, nach dem italienischen Wort für Blut auch Sanguinisten genannt; 1837 gründete er zusammen mit Maria de Mattias auch die Schwestern von der Anbetung des kostbaren Blutes. 1885 gründete Franz Pfanner in seiner Missionsstation Emaus in Natal in Südafrika die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut. Papst Pius IX. führte 1849 nach seiner Rückkehr aus dem Exil das Fest für die ganze katholische Kirche ein zur Feier am 10. August. Papst Pius X. verlegte den Termin auf den 1. Juli. Bei der Reform des römischen Kalenders 1969 wurde das Fest gestrichen, weil sein Inhalt schon mit dem Fest Fronleichnam gefeiert wird.
  • user
    Daniel Ric 05.07.2024 um 07:30
    Vielen Dank für diesen schönen Artikel!