Monja Poulose. (Bild: zVg)

Interview

Die Frucht­bar­keit bewusst als Geschenk wahrnehmen

Wir leben in einer über­se­xua­li­sier­ten Welt. Alles soll erlaubt und nor­mal sein. Diese Ein­stel­lung möchte man bereits Kin­der­gar­ten­kin­dern ver­mit­teln. Sexua­li­tät wird nicht als Geschenk gese­hen, son­dern auf ein Mit­tel zur Trie­b­ab­fuhr redu­ziert. Teen­STAR geht hier einen ganz ande­ren Weg. Monja Pou­lose, Prä­si­den­tin von Teen­STAR Schweiz im Gespräch mit «swiss​-cath​.ch».

Frau Poulose, was genau ist TeenSTAR?
TeenSTAR steht für Sexuality Teaching of Adult Responsiblity und möchte Teenager ansprechen, wie es der Name vermuten lässt. In anderen Worten, es ist ein sexualpädagogisches Programm, das zum Ziel hat, den Jugendlichen aus einer ganzheitlichen Perspektive das Thema Sexualität und Liebe, die Fruchtbarkeit und die Freude am Erwachsenwerden zu vermitteln.

Es gibt verschiedene sexualpädagogische Programme. Was ist das Besondere an TeenSTAR?
TeenSTAR geht das Thema Sexualität auf verschiedenen Ebenen an. Wir betrachten Sexualität aus fünf Perspektiven: Verstand, Körper, Gefühle, Seele und Umfeld. Diese breite Sichtweise gibt TeenSTAR einen persönlichkeitsbildenden Aspekt.
Eine besondere Bedeutung kommt der Fruchtbarkeit zu. Die Jugendlichen sollen sich ihrer (kommenden) Fruchtbarkeit bewusst werden und sie als Geschenk wahrnehmen können.

Wie muss man sich den Ablauf eines Kurses vorstellen?
Der Kurs für Jugendliche besteht aus zehn Einheiten à mindestens 1,5 Stunden plus zwei Abende für Eltern. Nach dem ersten Treffen haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich für den Kurs anzumelden.

Mit Jugendlichen in ein ernsthaftes Gespräch über Sexualität zu kommen, ist vermutlich nicht immer einfach.
Wir legen Wert darauf, eine Atmosphäre des Vertrauens aufzubauen und Jugendliche sachlich kompetente Antworten auf ihre Fragen zu geben. Der erste Schritt besteht darin, mit einer schönen Sprache auf das Wunder des eigenen Körpers zu schauen. Es soll gelingen, sich selbst als wertvoll wahrzunehmen im eigenen Körper, so wie ich bin. Darauf aufbauend üben wir Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken, wir eignen uns Wissen an und tauschen aus. Wir überlegen, welchen Einfluss Medien auf uns ausüben, wir diskutieren, wie eine Freundschaft aufgebaut werden kann. So entstehen nach und nach eine Bindung und ein Vertrauen, das einen persönlicheren Zugang ermöglicht zu bedeutenden Fragen: Was will ich? Was tut mir gut? Was bedeutet Verantwortung? Wie geht es dem Gegenüber gut? Und vieles mehr.

Die Erziehung ist in erster Linie Sache der Eltern. Wie werden diese in den Kurs einbezogen?
TeenSTAR ist keine Konkurrenz zu den Eltern. Im Gegenteil machen wir die Erfahrung, dass es viel ergiebiger ist, mit jungen Menschen zu arbeiten, die zu Hause über Sexualität sprechen und im Austausch sind. Der ergänzende und unterstützende Mehrwert zum Elternhaus ist, dass die Jugendlichen ausserschulisch und ausserhalb der Familie Platz finden, über dieses Thema zu reden. Damit das Zuhause im Familiengespräch weiter fruchtbar wird, ist es uns wichtig, die Eltern gut zu informieren, über was und wie wir mit ihren Töchtern und Söhnen reden und arbeiten. Noch vor dem ersten Treffen mit den Jugendlichen findet ein Elterninfoabend statt. Später findet ein weiteres Elterntreffen statt. Die Eltern schätzen den Austausch untereinander und sind dankbar, neue Impulse und Bildung zu erhalten.

Angesichts der aktuellen Übersexualisierung und Frühsexualisierung ist die Nachfrage nach Kursen von TeenSTAR vermutlich gross. Haben Sie genügend Leiter für die Kurse?
Genügend Leiterinnen und Leiter zu finden, ist eine grosse Herausforderung. Es braucht tatsächlich ausgebildete Leiter, die sich mit Herz und Freude für die Heranwachsenden investieren. Das ist eine Not und darum ein ständiges Gebetsanliegen.

Wie kann man Leiterin von TeenSTAR-Kursen werden?
Der Verein TeenSTAR Schweiz bietet jährlich ein sechstägiges Ausbildungsseminar an. Mit erfolgreichem Absolvieren der Prüfung und einem Praxisteil, bei dem ein TeenSTAR Kurs von A bis Z mitgeleitet wird, erhält man das TeenSTAR-Zertifikat. Wir freuen uns schon sehr auf das nächste Ausbildungsseminar im Herbst 2024 und auf die Anmeldung von Interessierten.

Welches sind die wichtigsten Erfahrungen, die Sie aus den Kursen mit Jugendlichen mitgenommen haben?
Es ist schön zu sehen, wie der Charakter der Jugendlichen geformt wird und jeder junge Mensch seinen eigenen Fortschritt machen darf. Ich finde es besonders spannend, wenn sie Klarheit und Freude am Thema bekommen und ihre eigene Meinung entwickeln und gute Fragen einbringen. Auf der anderen Seite erkennt man die grosse Dankbarkeit der Eltern, die diese Unterstützung sehr schätzen.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Arbeit bei TeenSTAR?
Hauptberuflich bin ich in der Qualitätssicherung in der Lebensmittelindustrie tätig. Ich finde es besonders toll, meine naturwissenschaftliche Sichtweise und das Interesse am Menschen bei TeenSTAR einzubringen. Es ist mir eine Freude, den Jugendlichen die Botschaft von TeenSTAR mitzugeben und so Themen zu besprechen, die sie im Leben täglich erfahren werden.
 

Monja Poulose ist seit März 2024 Präsidentin von TeenSTAR Schweiz.

 

Informationen zu TeenSTAR Schweiz finden Sie hier


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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Bemerkungen :

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    Meier Pirmin 28.06.2024 um 09:02
    Diese Frau bedeutet mir derzeit mehr als fast jeder Bischof im deutschen Sprachraum. Die Thematik muss in der Tat stärker von Frauen vertreten werden, weil wir, auch "konservative" Männer, nun mal aus Gründen, die ich zum Teil nachvollziehen kann, ein Glaubwürdigkeitsproblem haben. Wenn z.B. ein Herr Trump in den USA die religiösen Wähler abholen will, dann sicher weder wegen seinen Überzeugungen noch seinem Lebensstil, sondern bloss, weil er auf diese Lobby nicht verzichten will und er im Vergleich zu den Woke-Demokraten und Demokratinnen das geringere Uebel darstellt. Dies nur ein Beispiel, dass man die Haltung vieler rechter Männer auf lange Sicht schlecht "verkaufen" kann, dieser Typ Mann hat keine Zukunft. Und ehrlich gesagt, ich lehne nicht das Frauenpriestertum ab, aber den Feminismus als zutiefst menschenfeindliche Ideologie mit Abtreibung als Menschenrecht und Geschlechterkampf mit dem Feindbild Mann. Wenn die CVP-Frauen wie Chefberaterin Br. Süess die Abtreibung befürworten, stehen sie mir nun mal nicht näher als Kommunisten, würde z.B. in Deutschland solchen Frauen Sarah Wagenknecht immer noch vorziehen, weil sie die Genderproblematik immerhin als überbewertet einschätzt und vor livestyle-Ideologie warnt. .
    • user
      Michael 28.06.2024 um 12:47
      Sehr geehrter Herr Pirmin Meier,

      Jesus Christus hatte Seine Allerheiligste Mutter bei sich, die durch und durch eine eucharistische Frau war.
      Er heiligte Maria Magdalena, die durch und durch den Weg der Busse kannte und beherrschte.
      Er achtete Martha von Bethanien, die ein eindrückliches Messias-Bekenntnis ablegte, welches dem des Hl. Apostelfürsten Petrus in nichts nachsteht, und würdigte und lobte ihre tätige Nächstenliebe auf das Höchste.

      Jesus Christus hat aber weder Seine Mutter beauftragt, das Sakrament der Eucharistie, noch Magdalena, das Sakrament der Hl. Beicht, noch Martha, das Sakrament der Hl. Krankensalbung zu spenden, obwohl diese drei Figuren die Apostel in diesen Dingen übertrafen; auch waren noch mehr Frauen beim Kreuz, als die meisten Jünger noch mit Abwesenheit glänzten und erst nach und nach hinzukamen. Er hat aber nur die männlichen Apostel, und zwar durchaus im Bewusstsein ihrer unmännlichen Schwächen, zu Priestern geweiht.

      So hat es also Jesus Christus gemacht. Und dann kommen Sie und sagen "ich lehne nicht das Frauenpriestertum ab". Wir haben das Frauenpriestertum längst, nämlich im Sinne des Priestertums aller Getauften. Wer aber daherschwafelt, das müsse jetzt auch für das Weihepriestertum gelten, weiss nicht, was er über die Autorität Jesu Christi sagt.
      • user
        Martin Meier-Schnüriger 29.06.2024 um 13:12
        Lieber Michael
        Der hl. Papst Johannes Paul II. hat abschliessend erklärt, dass die Kirche keine Vollmacht hat, Frauen zum Weihepriestertum zuzulassen. Insofern bin ich mit Ihnen einverstanden. Hingegen empfände ich es als Zeichen brüderlicher Wertschätzung, sich auch Andersdenkenden gegenüber einer etwas versöhnlicheren Sprache zu bedienen. Pirmin Meier - ich bin mit ihm weder verwandt noch verschwägert - verfügt über ein immenses Wissen und "schwafelt nicht einfach so daher." Vielleicht ufert er gelegentlich aus oder schreibt am Thema vorbei - in der Tat kann man sich fragen, was TEENSTAR mit dem Frauenpriestertum zu tun hat -, aber interessant ist es allemal, was er zu sagen hat.
        • user
          Michael 29.06.2024 um 13:51
          Das stimmt. Ich bitte um Entschuldigung. Übrigens war das "Daherschwafeln" eigentlich garnicht auf ihn gemünzt, sondern auf die Vertreterinnen des Schönen Geschlechts, die die Frauenweihe für ihre Geschlechtsgenossinnen fordern.