Herr Weihbischof Hruza, auf welcher Route sind Sie und Weihbischof Petro Loza aus der Ukraine nach Einsiedeln gekommen?
Weihbischof Wolodymyr Hruza: Wegen der Luftgefahr fliegen momentan keine Flugzeuge in der Ukraine. Daher sind wir mit dem Auto gekommen, über Polen, Tschechien, Österreich. In Oberösterreich haben wir im Redemptoristenkloster übernachtet. Am nächsten Tag fuhren wir direkt hierher.
Das klingt abenteuerlich! Ein Roadtrip von zwei ukrainischen Bischöfen durch halb Europa.
Wissen Sie, für uns ist das normal. In der Ostukraine fahren die Bischöfe sehr viel mit dem Auto, weil ihre Gebiete sehr weit entfernt sind. Für uns ist die Reise so praktischer, weil wir flexibel sind und unterwegs alle möglichen Menschen treffen können.
Was sind Ihre weiteren Pläne? Geht es zurück in die Ukraine?
Nein, zuerst fahren wir weiter nach Eichstädt. Dort im Kollegium Orientale wollen wir unsere Studenten besuchen. Danach geht’s nach München und zum Hauptsitz von Kirche in Not in Königstein. Schliesslich noch nach Innsbruck, wo wir studiert haben. Wenn man schon die Ausreisegenehmigung hat, muss man das ausnutzen. Wenn wir in die Ukraine zurückgehen, brauchen wir eine neue Genehmigung, um wieder ausreisen zu können.
Ukrainische Männer unter 60, die weniger als drei Kinder haben, dürfen das Land gegenwärtig nicht verlassen, weil sie in die Armee eingezogen werden können. Das gilt auch für Bischöfe?
Ja, die Möglichkeit, an die Front zu müssen, ist immer da. Deswegen war die Beschaffung der Ausreisegenehmigung etwas kompliziert. Jeder Bürger ist verpflichtet, sein Land zu verteidigen. Aber wir versuchen für Priester einen Dispens zu bekommen. Denn die Begleitung der Menschen, Sozialdienst, Seelsorge, Sakramente usw. sind alles auch wichtige Aufgaben in der Arbeit für den Sieg. Und nach dem Krieg müssen auch die seelischen Wunden geheilt werden. Die Ärzte machen ihre Arbeit gut. Sie kümmern sich um die körperlichen Wunden. Aber um die Heilung der Psyche, um die Seelsorge kümmern sich die Priester. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass die Bevölkerung plötzlich ohne Priester dasteht, weil alle einberufen worden sind. Wer wird dann all die Toten begraben und deren Familien begleiten?
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