(Bild: Cathopic)

Kommentar

Fronleichnam – Erneuerung der Kirche aus der Eucharistie

Das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, in unseren Breitengraden Fronleichnam genannt, stellt den Katholikinnen und Katholiken das Zentrum ihres Glaubens vor Augen. Das Zweite Vatikanum bezeichnet die Feier der Eucharistie als den Mittelpunkt des christlichen Lebens, als Quelle und Höhepunkt zugleich.

Man muss es an dieser Stelle radikal – da es die Wurzel unseres Glaubens betrifft – betonen: Es gibt keine Kirche ohne Eucharistie. Jesus hat uns nicht den Auftrag gegeben, den Klimawandel zu stoppen, möglichst politisch korrekt zu reden oder möglichst hohe Kirchensteuereinnahmen zu generieren, sondern das Opfermahl zu feiern, in welchem er sich mit Leib und Blut den Menschen hingibt. Jede Ortskirche, die von diesem Auftrag abweicht, macht sich selbst als Kirche unglaubwürdig und geht in die Irre.

Es ist aufschlussreich, die Zahlen der kantonalen Kirchenaustritte zu analysieren und sie mit den Statistiken zu den Eucharistiefeiern pro Kopf in den jeweiligen Kantonen zu vergleichen. So gibt es im Aargau am wenigsten Eucharistiefeiern pro Kopf und in diesem Kanton treten schweizweit auch prozentual am zweitmeisten Menschen aus der Kirche aus. Es besteht ein starker, genuiner Zusammenhang zwischen Eucharistie und kirchlichem Leben, auch wenn er sich rational nicht völlig ausloten lässt. Deshalb führen Versuche wie im Bistum Basel, bei denen Wortgottesdienste mit Spendung der Kommunion die Eucharistiefeiern ersetzen bzw. simulieren sollen, nicht zum erhofften Aufblühen des kirchlichen Lebens – im Gegenteil. Diese Diözese wird hier deswegen genannt, weil weitherum in keinem Bistum die Eucharistie und die Sakramente einen tieferen Stellenwert besitzen. Die Früchte dieser fatalen Pastoral liegen offen zutage: Die Kantonalkirche Aargau als grösste im Bistum Basel nimmt in absoluten Zahlen den ersten Rang der schweizweiten Kirchenaustritte ein. Ihr folgt der dem Bistum seinen Namen gebende Kanton Basel-Stadt und an dritter Stelle der Kanton Solothurn, in dem Bischof Felix residiert. Kann dies alles ein Zufall sein?

Es gibt keine Kirche ohne Eucharistie und es gibt keine Eucharistie ohne Priester. Heutzutage erleben wir jedoch einen beispiellosen Angriff auf das Priestertum. Man stellt nicht nur einzelne Priester, die Verfehlungen begangen haben, an den Pranger, sondern betreibt eine Hetzjagd gegen jeden Mann, der bereit ist, auf Familie zu verzichten, um Gott und seinen Mitmenschen zu dienen. Das Priestertum ist für viele eine schiere Provokation, da es der lebendige, konkret erlebbare Beweis ist, dass der Mensch nicht auf Egoismus und Selbstverwirklichung hin geschaffen wurde, sondern um seine Erfüllung in der sich selbst hingebenden Nächstenliebe zu finden. Wenn wir die sehr passive Berufungspastoral in der Deutschschweiz betrachten und die Art und Weise, wie mit den jetzigen Priestern umgesprungen wird, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass mächtige Kräfte in Gesellschaft und Kirche am Werk sind, um diesen lebendigen Eckstein in der Kirchenverfassung zu zerschlagen. Den Verantwortungsträgern in unseren Bistümern sollte bewusst sein, mit welch grosser Schuld sie sich beladen, wenn sie die Priesterberufungen nicht gegen die Angriffe des Bösen verteidigen.

Es gibt keine Kirche ohne Eucharistie, es gibt keine Eucharistie ohne Priester und es gibt keine Priester ohne gläubige Laien, die ihren Alltag aus dem Geheimnis der Eucharistie heraus leben. Das Schöne am Zölibat ist, dass die Katholische Kirche keine Priesterkaste kennt, aus der sie ihre geistliche Führerschaft rekrutiert. Durch die Ehelosigkeit der Priester erneuert sich die kirchliche Elite immer neu. Der Klerikalismus, der oft angeprangert wird, wäre im Falle der Aufhebung des Zölibats um einiges grösser, da erst recht ein Netz von Verwandtschaften und Freundescliquen darüber entscheiden würde, wer die Kirche führt.

Um viele und gute Priester zu bekommen, braucht es daher ein gläubiges Volk. Dieses gläubige Volk muss das Geheimnis, das in der Eucharistie gefeiert wird, im Alltag durch Taten der Nächstenliebe bezeugen, um die Frohe Botschaft glaubwürdig zu leben. Auch wenn Jesus primär den Auftrag gegeben hat, das Opfermahl zur Ehre Gottes des Vaters zu feiern, so zeigte er seinen Jüngern doch auch klar, woran die Welt die Christinnen und Christen erkennen soll. Die Vorstellung, die Eucharistie ende mit dem Verlassen der Kirche, ist schädlich und unchristlich. Wer die Messe würdig feiern möchte, muss sich vergegenwärtigen, dass Gott so demütig war, um sich uns ganz hinzugeben. Die einzig glaubwürdige Antwort auf diese Liebe und Opferbereitschaft Gottes ist es, unsere Liebe und Opferbereitschaft den Mitmenschen zu zeigen. Der Pastorensohn Friedrich Nietzsche warf dem Christentum protestantischer Prägung vor, man habe von ihm in Europa während der letzten 1800 Jahre nicht viel gemerkt. Auf diese als bewusste Provokation verstandene Aussage müssen die Gläubigen aller Denominationen des 21. Jahrhunderts eine radikale Antwort zu geben willens und fähig sein. Den Tod Gottes in der modernen Gesellschaft verursachte nicht die Wissenschaft, nicht eine objektive Erkenntnis, sondern der Unwille der Menschen, dem Liebesgebot Jesu zu folgen. Gerade die vielen Eucharistischen Wunder zeugen von der Existenz Gottes und davon, dass er trotz unseres Starrsinns weiterhin an seiner Liebe zu uns Menschen festhält («Gottes Zusage an den Menschen ist reuelos», Markus Schulze).

Wenn wir unsere Kirche erneuern wollen, dann können wir dies nur aus der Eucharistie heraus tun. Nicht nur an Fronleichnam soll unser Glaube an die Eucharistie öffentlich auf die Strassen getragen werden, sondern jeden Tag durch unsere Taten der Nächstenliebe.


Daniel Ric


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    rosabrechbuehl 14.06.2023 um 14:01
    ohne Eucharistie wirklich keine Kirche…
    danke
  • user
    Michael Dahinden 11.06.2023 um 12:24
    Starke Worte, Vergelt‘s Gott.