Schulzimmer der Schule Faro. (Bild:zVg)

Interview

Schule Faro – ein posi­ti­ves Welt­bild vermitteln

Im kom­men­den Schul­jahr star­tet in Adlis­wil die neue christ­li­che Schule Faro IGC. Im Gespräch mit «swiss​-cath​.ch» erklärt Chris­tine Bach­mann, wie es zur Grün­dung der Schule kam und was die Schule Faro von ande­ren Schu­len unterscheidet.

Wie ist die Idee zur Gründung der Schule Faro entstanden?
Die Idee, eine Schule zu gründen, habe ich schon lange mit mir herumgetragen. Eine Bekannte hat mich mit Familien in Kontakt gebracht, die sich eine christliche Schule für ihre Kinder wünschten. Das war für mich ein starkes Zeichen, diese Idee in die Tat umzusetzen. In den letzten sieben Jahren habe ich einen Teil unserer Kinder und Kinder aus anderen Familien zu Hause unterrichtet. Diese Lerngruppe wird nun in die Schule Faro überführt und für weitere Kinder geöffnet.

Was bedeutet «Faro?
Faro ist italienisch und bedeutet Leuchtturm. Mit dem Leuchtturm verbinden wir Orientierung, Führung und Stärke. Wir wollen den Kindern Orientierung geben und ihnen helfen, ihre eigenen inneren Stärken und Führungsqualitäten zu entwickeln.

Im Zentrum des pädagogischen Konzepts steht das christliche Menschenbild. Wie sieht die konkrete Umsetzung aus?
Ich möchte drei Aspekte hervorheben: Der erste ist das positive Weltbild, das wir allen an der Schule Faro vermitteln wollen. Das Leben ist gut und schön und soll intensiv gelebt werden. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit den tieferen Fragen des Lebens auseinander. Sie lernen, dass Fehler und Rückschläge zum Leben gehören und sie weiterbringen und dass der richtige Umgang mit Herausforderungen eine gute Voraussetzung für ein gelingendes Leben ist.
Zweitens haben wir die Haltung, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist: wunderbar, geliebt und einzigartig. So anerkennen wir, dass jedes Kind, jede Lehrerin und jeder Lehrer so angenommen wird wie er oder sie ist und sein Potenzial entfalten kann. Und wir pflegen die christliche Nächstenliebe und wollen sie vor allem als Lehrpersonen vorleben.
Drittens integrieren wir regelmässiges Bibellesen. Die Bibel ist das Wort Gottes und zugleich ein wichtiges Kulturgut, das unsere Gesellschaft stark geprägt hat. Deshalb trauen wir das Bibellesen auch allen Kindern zu, die keine Christen sind oder keiner Konfession angehören.

Das heisst also, dass die Schülerinnen und Schüler nicht einer christlichen Konfession angehören müssen?
Wir sind für alle Kinder offen. Der christliche Glaube ist keine Voraussetzung für den Schulbesuch. Alle sind willkommen, unabhängig von Weltanschauung und Herkunft. Es ist uns wichtig, dass die Kinder und Familien das Konzept und die Werte der Schule kennen und respektieren.

Eine neue Schule zu gründen, macht nur Sinn, wenn sie etwas Neues oder Besonderes bietet. Was macht die Schule Faro «besonders»?
Wir haben dem Namen «Schule Faro» die drei Buchstaben IGC nachgestellt. Die Buchstaben stehen für «individuelle Entfaltung», «gemeinschaftliches Miteinander» und «christliche Werte im Fokus». Das sind unsere Alleinstellungsmerkmale.
Mit Projektunterricht und dem unterrichtsfreien Freitag geben wir den Kindern Raum für ihre individuellen Interessen und Projekte. Ganzheitliche Bildung und Gemeinschaft haben dabei einen hohen Stellenwert. Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters lernen voneinander und helfen sich gegenseitig.
Wir sprechen bewusst Familien an, die sich eine christliche Erziehung für ihre Kinder wünschen. Es ist uns wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass christlicher Glaube und Naturwissenschaft keine Gegensätze sind, sondern sich ergänzen.
Ein weiterer Pluspunkt: Wir haben englischsprachige Lernbegleiter, die in bestimmten Fächern mit den Kindern Englisch sprechen. So lernen die Kinder auf natürliche Weise Englisch.

Sie orientieren sich grundsätzlich am Lehrplan 21. Sie werden zudem Projektarbeiten durchführen, einzelne Kurse zweisprachig anbieten und bildenden Künste wie Musik, Literatur und Tanz fördern – hohe Ziele!
Ja, in der Tat. Bildung ist etwas Ganzheitliches. Wir sind davon überzeugt, dass verschiedene Ansätze, Methoden und Inhalte dazugehören, den Lernerfolg fördern.

Zwei Dinge fallen besonders auf: Erstens findet der Unterricht nur an vier Tagen in der Woche statt. Freitags arbeiten die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung der Eltern an Projekten. Das heisst, die Eltern werden stark ins Schulprogramm einbezogen?
Der Freitag soll nach Möglichkeit ein Familientag sein. Nach sieben Jahren Homeschooling schätze ich das Zusammensein, das Lernen und Entdecken mit den eigenen Kindern sehr. Das wollen wir auch den Familien an der Schule Faro ermöglichen. Aber nicht, dass die Eltern am Freitag mit den Kindern Mathe pauken. Besser ist es, gemeinsam eine Wanderung zu machen, ein Museum zu besuchen, gemeinsam zu musizieren, ein gutes Buch zu lesen oder gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Die Aktivitäten am Freitag werden mit der Schule abgesprochen und auf den Schulstoff abgestimmt. Die Jugendlichen nutzen den Freitag für Praktika.

Der andere interessante Punkt: Die Schule Faro kommt ohne Handys aus! Sie schreiben: Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass sich übermässiger Handygebrauch im Kindes- und frühen Jugendalter negativ auf die Lern- und Aufnahmefähigkeit auswirkt. Verzichten Sie ganz auf elektronische Hilfsmittel?
Auf Smartphones wollen wir ganz verzichten. Soziale Medien erscheinen uns für den Lernerfolg der Kinder nicht förderlich. Die Wissenschaft erkennt immer mehr, dass die Kinder dadurch negativ beeinflusst werden. Laptops werden wir in der Schule zurückhaltend und gezielt, je nach Alter der Schülerinnen und Schüler, einsetzen.

Wie finanziert sich die Schule?
Die Schule finanziert sich aus Schulgeldern, Sponsoren- und Gönnerbeiträgen. Wer die Schule unterstützen möchte, sei es materiell oder durch ehrenamtliche Mitarbeit, kann sich gerne bei uns melden.
 

Christine Bachmann ist Primarlehrerin und hat langjährige Erfahrung in der Lernbegleitung von Kindern im Primar- und Sekundarschulalter
 

Am Sonntag, 30. Juni, findet von 15.00 bis 17.00 Uhr im Pfarreisaal der katholischen Kirche Adliswil ein grosser «Networking Event Schule Faro IGC» für interessierte Familien statt.

Infos zur Schule Link


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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Bemerkungen :

  • user
    Meier Pirmin 26.06.2024 um 09:06
    Erfreulich; dabei wird es immer schwieriger, sog. Lehrkräfte zu finden, die über eine begrüssenswerte Einstellung hinaus ein sog. christliches Menschenbild auch vermitteln können. Es geht dabei nicht nur um durchaus wertvolle Kenntnisse etwa der Scholastik, wo bekanntlich heute Thomas von Aquin nur noch gerade als "Frauenfeind" vermittelt wird bei den TheologInnen usw., sondern die Weiterführung dieses Weltbildes bis hin zur Moderne, wie es unter Hochschulprofessoren, die ich noch erlebt habe, etwa Prof. I.M. Bochenski in Freiburg, als Meister des wissenschaftlichen Denkens vermitteln konnte. Es genügt nicht, gleich qualifiziert bzw. unqualifiziert zu sein wie die Gegenseite, man müsste effektiv besser sein. Das meine ich natürlich nicht als Entmutigung bei begrüssenswerten Versuchen. Betr. Christliche Weltanschauung gab es da mal in Deutschland einen Lehrstuhl von Guardini, der später indes nicht mehr gleichwertig besetzt wurde.
  • user
    Martin Meier-Schnüriger 25.06.2024 um 13:43
    Gottes Segen und viel Erfolg, liebe Christine! Solche Schulen braucht es heute, um unsere Kinder gegen die schädlichen Einflüsse des Zeitgeistes - Stichworte: Genderideologie, Egoismus, Unglaube - zu wappnen. Schade, dass unsere Enkel zu weit weg von Adliswil leben ...