Anita Walser. (Bild: zVg)

Interview

Sich in der gemein­sa­men Lit­ur­gie hei­misch fühlen

In unse­rer Som­mer­se­rie «Warum ich gern katho­lisch bin» erzählt Anita Wal­ser von ihrer Suche nach der katho­li­schen Gemeinde in Exe­ter und von ihren Gefüh­len bei der Ver­ei­di­gung ihres Soh­nes als Schweizergardisten.

Wie haben Sie den Weg zum katholischen Glauben gefunden?
Durch die vielen Gebete meiner Mutter, Oma und meiner Ahnen sowie durch eine Bekehrung.

Wie würden Sie den katholischen Glauben mit einigen wenigen Adjektiven beschreiben?
Vielseitig, frohmachend, stärkend, ursprünglich, allumfassend, kostbar …

Was bedeutet Ihnen der katholische Glaube?
Der katholische Glaube bedeutet für mich das Wachsen von Wurzeln, die Gott bereits zu Beginn meines Lebens für mich eingepflanzt hat. In diesen wunderbaren Glauben hineingeboren zu werden, ist für mich Gnade, Geschenk.

Dann die Verehrung unseres Herrn, Jesus Christus, in der Realpräsenz, die Vergebung unserer Sünden in Namen der Kirche, welch’ unermessliche Liebe und Barmherzigkeit Gottes! Die Wunder, die geschehen dürfen in der heiligen Krankensalbung usw.

Ein Glaube, der mich mein ganzes Leben getragen und manchmal auch ertragen hat.

Teilen Sie mit uns ein Erlebnis, das sie besonders berührt hat?
Bei meinem Sprachaufenthalt in England, Exeter, war die Kathedrale St. Peter unübersehbar, Hauptbeispiel wuchtig rauschender, gemessener Pracht ohnegleichen … doch eben anglikanisch geworden … so war ich mehr als eine Woche auf der Suche nach der katholischen Pfarrei in Exeter. Ich fand niemanden, der mir darüber Auskunft geben konnte. Eines Tages, ich spazierte von der Schule zur Altstadt, stand in einem «Reihenhaus» eine Tür offen und neugierig schaute ich, was hinter dieser Tür ist – und so landete ich unverhofft und glücklich in der katholischen Kirche. Dort wurde ich von einem Gemeindemitglied, das gerade betete aufs herzlichste begrüsst und gleich sonntags darauf dem Pfarrer vorgestellt. Eine lebenslange, tiefe Freundschaft entstand mit beiden. Wie schön, dass wir auf der ganzen Welt Brüder und Schwestern haben und uns «heimisch» fühlen dürfen in der gemeinsamen Liturgie.

Ihr Sohn Michael wurde im Mai als Schweizergardist vereidigt. Was ging Ihnen damals durch den Kopf?
Die Gedanken betreffend der Vereidigung des eigenen Sohnes zum Schweizergardisten beschäftigen einen als Mama bzw. Eltern schon lange im Vorfeld. Es ist ein wachsender Prozess mit vielen offenen Fragen verbunden mit einer Ablösung ins Ausland, aber auch mit einer grossen Freude auf das Fest der Vereidigung. Beim Eid als Gardist am 6. Mai wird unter vielen Zeugen versprochen, notfalls das eigene Leben für den heiligen Vater hinzugeben. Ich spürte dabei, dass dieser Eid besonders den Müttern nahe ging. Den eigenen Sohn folgende Worte sprechen zu hören: «Ich schwöre, treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem regierenden Papst und seinen rechtmässigen Nachfolgern und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen, bereit, wenn es erheischt sein sollte, für ihren Schutz selbst mein Leben hinzugeben ...»

Die Gebete der Mütter und Väter in diesem Moment entspringen zutiefst dem Herzen und ich denke, sie sind kraftvoll und in der Solidarität mit allen Schweizergardisten. Dieser Moment des Eides hat etwas so Besonderes, Ernsthaftes, Wahres und Kraftvolles in sich, dass Tränen der Mütter (selbst Väter) und Taschentücher gut sichtbar waren.

In einem Lied der Zeller Wiehnacht heisst es so trefflich: «Kei Muetter weiss, was irem Chind wird gscheh, kei Muetter chann i d’Zuekumpft gseh, ob ires Chind mues liide, oder ob mer’s gar wird beniide? Kei Muetter weiss, was irem Chind wird gscheh.»

Dabei kam mir auch die Muttergottes ganz nahe. Sie, die unerhörtes Leid auf dem Weg zur Kreuzigung und in den Todesstunden Jesus durchstand. Sie, die zusehen musste, wie ihr geliebter Sohn, Jesus Christus, Gottes Sohn sein Leben für uns alle hingab. Mit der Muttergottes zusammen ist es tröstlich, den Weg zu gehen als Mama, ob die Söhne Gardisten, (oder auch Töchter) Piloten, Bergsteiger usw. werden.

Was erhoffen Sie sich für die Katholische Kirche?
Sauerteig zu sein, siehe Mt 13,33 und Lk 13,20: Das Reich Gottes und die Katholische Kirche haben sehr klein und unauffällig begonnen. Dort, wo das Evangelium wahr und vollständig verkündet wird, kann die Kirche zunehmend an Raum und Schönheit gewinnen. Das wünsche ich der Katholischen Kirche in Dankbarkeit.
 

Anita Walser (61) ist Mama von drei erwachsenen Kindern, Religionspädagogin und gerne mit fröhlichen, gläubigen Menschen unterwegs.


Rosmarie Schärer
swiss-cath.ch

E-Mail

Rosmarie Schärer studierte Theologie und Latein in Freiburg i. Ü. Nach mehreren Jahren in der Pastoral absolvierte sie eine Ausbildung zur Journalistin und arbeitete für die Schweizerische Kirchenzeitung SKZ.


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Bemerkungen :

  • user
    Stefan Fleischer 26.07.2024 um 08:01
    Die conditio sine qua non:
    " Dort, wo das Evangelium wahr und vollständig verkündet wird, kann die Kirche zunehmend an Raum und Schönheit gewinnen."
    Möge die Erkenntnis sich wieder ausbreiten in unserer ganzen Kirche, nicht zuletzt bei den Verantwortlichen und Theologen.