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Weltkirche

Synode nicht mit einem Parlament verwechseln

Heute beginnt im Vatikan der erste Teil der Synode «Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Mission». Erstmals sind ausgewählte Laien stimmberechtigt. Über die Aufgabe der Synode herrscht Uneinigkeit: Papst Franziskus möchte, dass die Kirche synodaler wird, sogenannte Reformkräfte möchten die Kirche ändern.

Beim feierlichen Eröffnungsgottesdienst der Synode am Mittwochmorgen auf dem Petersplatz ermahnte Papst Franziskus mit klaren Worten, die Synode nicht mit einem Parlament zu verwechseln. Es brauche «keinen innerweltlichen Blick, der aus menschlichen Strategien, politischen Überlegungen oder ideologischen Kämpfen besteht. Dass die Synode diese oder jene Erlaubnis erteilt, diese oder jene Tür öffnet – das braucht es nicht.» Die Kirche solle die gegenwärtigen Herausforderungen und Probleme nicht mit einem spaltenden und konfrontativen Geist angehen; die Hauptaufgabe der Synode sei es, den Blick wieder auf Gott auszurichten, «um eine Kirche zu sein, die mit Barmherzigkeit auf die Menschheit schaut. Eine Kirche, die geeint und geschwisterlich ist, oder die zumindest versucht, geeint und geschwisterlich zu sein.»
Wie bereits beim Weltjugendtag in Lissabon erklärte Franziskus, die Kirche müsse offen «für alle, alle, alle» sein. Und wie schon öfters warnte er davor, eine «starre Kirche» zu sein, «eine Zollstation, die sich gegen die Welt wappnet und rückwärts schaut; eine laue Kirche zu sein, die sich den Moden der Welt ergibt; eine müde Kirche zu sein, die über sich selbst gekrümmt ist». Und er betonte: «Die Hauptperson [der Synode] ist der Heilige Geist.»

Mit dem Gottesdienst leitete der Papst die Bischofssynode im Vatikan ein. Am Nachmittag werden die rund 450 Teilnehmerinnen und Teilnehmerinnen zu ihrer ersten Sitzung zusammenkommen. Bis zum 29. Oktober diskutieren sie über neue Formen der Beratung und Mitbestimmung in der Kirche. Erstmals dürfen bei einer Bischofssynode zahlreiche Nicht-Bischöfe über Beratungsergebnisse mit abstimmen, darunter auch Frauen.
Der Gottesdienst am Mittwochmorgen war auch die erste Messe mit den neuen Kardinälen, die der Papst am Samstag ernannt hatte.

Fingerzeig des Papstes?
An der Synode wollen vor allem Teilnehmende aus westlichen Ländern auch umstrittene Themen wie den Umgang mit homosexuellen Paaren, die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch und die Weihe von Frauen ansprechen.

Am Montag hatte der Vatikan Antworten des Papstes an fünf Kardinäle veröffentlicht, die ihn zu einer Klärung von strittigen Fragen des katholischen Glaubens, sogenannten Dubia, aufgefordert hatten, darunter auch jene nach einer Weihe für Frauen und Segnungen homosexueller Partnerschaften. Zu einem möglichen Frauenpriestertum stellte Franziskus die Endgültigkeit der Absage zu dem Thema durch Papst Johannes Paul II. infrage. Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare lehnt Franziskus nicht gänzlich ab: Wer um einen Segen bitte, drücke damit eine Bitte um Hilfe von Gott aus, eine Bitte um eine bessere Lebensweise.

Der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff sieht die Antworten des Papstes als wichtigen Fingerzeig für die kommenden Beratungen im Vatikan. Mit der Veröffentlichung habe sich Franziskus nicht nur «unmissverständlich von einseitig konservativen Strömungen in der Katholischen Kirche abgesetzt», sondern dies in einem dogmatischen Gestus getan, sagte er der Presseagentur «Kathpress». Dies sei richtungsweisend und verleihe dem Text «programmatisches Gewicht».
Der katholische Theologe Jan-Heiner Tück hingegen warnte in diesem Zusammenhang vor Spaltungen innerhalb der Kirche. «Was in Westeuropa auch unter Katholiken mehrheitlich begrüsst wird, ist in anderen Regionen der Weltkirche tabu.»

Breite Beteiligung
Es ist das erste Mal, dass Laien bei einer Bischofssynode Stimmrecht haben. Helena Jeppesen-Spuhler vom Schweizer Hilfswerk «Fastenaktion» gehört zu einer Gruppe von 70 Ordensleuten, Geistlichen und Laien, die nicht Bischöfe sind. Sie wolle Positionen aus dem deutschsprachigen Raum in die Synode einbringen, gerade mit Blick auf die Rolle der Frau in der Kirche – «zusammen mit den Bischöfen etwa aus Deutschland, der Schweiz und Österreich». Sie ist überzeugt, dass die Teilnahme von Frauen die Kommunikation verändere. «Wenn Frauen als stimmberechtigte Mitglieder dabei sind, werden sich die Bischöfe genauer überlegen, wie sie beispielsweise den Ausschluss der Frauen vom Weiheamt begründen». Sie hofft auch, dass die Ortskirchen mehr Entscheidungsbefugnisse erhalten.

Von den 464 Synodenteilnehmenden haben 364 ein Stimmrecht. Davon wiederum kommen elf aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Aus der Schweiz wird Bischof Felix Gmür im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz teilnehmen. Die Zölibatspflicht lehnt er schon seit längerem ab, auch eine Priesterweihe für Frauen kann er sich gut vorstellen. In Rom will er für eine dezentralere Kirche eintreten, wie er kürzlich der «Neuen Züricher Zeitung» sagte. Und: «Wir brauchen eine neue Sexualmoral.» Ebenfalls mit dabei ist Claire Jonard als Moderatorin. Die Westschweizerin ist Verantwortliche des «Centre romand des vocations» (CRV) in Lausanne.
Als Leiter der Vatikanbehörde zur Förderung der Einheit der Christen arbeitet auch der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch an der Synode mit.

Aus Österreich nimmt der Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, teil. Er ist ein ausdrücklicher Befürworter der synodalen Idee. Reformen allein um der Modernisierung willen steht er aber skeptisch gegenüber. Auch der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn ist Mitglied der Synode.

Die Deutsche Bischofskonferenz schickt ihren Vorsitzenden Georg Bätzing, Bischof von Limburg, nach Rom – dazu die Bischöfe von Essen und Augsburg, Franz-Josef Overbeck und Bertram Meier. Die Bischöfe Bätzing und Overbeck sind Befürworter des deutschen Reformprozesses Synodaler Weg und fordern unter anderem, die Kirche müsse ihre Sexualmoral ändern.
Der Papst fügte den Ernennungen der Bischofskonferenzen eine eigene Auswahl hinzu. Mit dem Passauer Bischof Stefan Oster berief er einen Kritiker des Synodalen Wegs in die Synode. Gleiches gilt für Kardinal Ludwig Gerhard Müller. Der frühere Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, den Franziskus 2017 in den Ruhestand schickte, zählt zu den prominentesten Kritikern der Weltsynode. Ebenfalls ernannt wurde der Münsteraner Bischof Felix Genn.

Die Presse ist bei der Synode nicht zugelassen. Für die Journalistinnen und Journalisten gibt es jeweils abends eine Presseinformation. Inwieweit diese Informationen durch den Vatikan «gelenkt» werden, ist nicht klar.

In ihrer Medienmitteilung zur Eröffnung der Synode schreibt die Schweizer Bischofskonferenz, sie sei überzeugt, «dass der synodale Prozess eine notwendige Entwicklung innerhalb der römisch-katholischen Kirche fördert». Sie hofft, «dass die Synode Inspiration für eine Haltung des Hörens sowie des ‹gemeinsamen Gehens› auf einem Weg zu einer weniger klerikalistischen, dafür geschwisterlichen und vom Heiligen Geist getragenen Kirche bieten kann.»
 

Die Bischofssynode ist Teil eines mehrere Jahre dauernden Prozesses, an dem sich Katholikinnen und Katholiken auf der ganzen Welt beteiligen: der sogenannten Weltsynode. Diese endet im Oktober 2024 mit einer zweiten Bischofssynode im Vatikan.


KNA/Redaktion


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    Gabriela Ulrich 06.10.2023 um 14:19
    Es mag sich die Frage stellen, was die reformeifrige Heilige wohl zu den "Reformplänen" der Gegenwart gesagt hätte. Mutig hat Schwester Dr. Maura Zatonyi, annerkannte Hildegardforscherin in der Abtei St. Hildegard in Eibingen, sich dazu geäussert (KNA Interview im Dezember 2022). Diakonat und Frauenpriestertum ? "Das wären aus Hildegards Sicht nicht die richtigen Reformen. Die richtige Reform wäre die Umkehr zu Gott und zur Glaubenslehre." Synodaler Weg? "Was da als vermeintliche Reform verkauft wird - nein! Hildegard würde diesen Synodalen Weg nicht mitgehen. Ich lese seit 20 Jahren täglich ihre Briefe und Originalhandschriften aus dem zwölften Jahrhundert und kann wirklich sagen: Hildegard würde bei der Versammlung des Synodalen Weges höchstens eine feurige rede halten, dass die Menschen wieder zum Glauben zurückkehren sollen." Dem ist nichts hinzuzufügen.
    "Der gläubige Mensch richtet sein Trachten immer auf Gott, dem er in Ehrfurcht begegnet. Denn wie der Mensch mit den leiblichen Augen allenthalben die Geschöpfe sieht, so schaut er im Glauben überall den Herrn." Hildegard von Bingen.
    Visionärin Kämpferin und Sängerin, Die Einzigartigkeit der heiligen Hildegard, ihrer Schauungen und ihres Wirkens. Und was sie zu den"Reformen" der Gegenwart gesagt hätte. Von P.Dr. Bernward Deneke FSSP Informationsblatt der Priesterbruderschaft St. Petrus Oktober 2023

    Die Umkehr zu Gott ist das Thema für den Sydonalen Weg, nach der Hl. Hildegard von Bingen. Ich hoffe und bete, dass die Teilnehmenden der Weltsynode in Rom sich auf das Thema: "Umkehr zu Gott" ausrichten.
  • user
    Don Michael Gurtner 04.10.2023 um 20:46
    So verständlich einerseits die enttäuschte Betroffenheit der Katholiken ist, weil sie mit Berechtigung das Katholische durch die eigenen Hierarchien angegriffen und verraten sehen, so muß man umgekehrt aber auch sagen, daß es irgendwie auch etwas Gutes hat, so wie der Herrgott typischerweise aus einem Übel auch ein Gut entwachsen läßt: im konkreten Fall ist es nämlich für viele Katholiken auch ein Augenöffner, und sie werden durch die letzten Jahre ent-täuscht, das heißt sie beginnen vielfach besser zu verstehen was mit der Kirche seit etwa 100 Jahren geschieht: zuerst leise und wenig augenscheinlich, dann in den 60er Jahren unverborgen, aber gleichsam noch verschleiert, und jetzt vollkommen offen und unverhohlen. Für viele Getäuschten hat der Irrtum der letzten Jahrzehnte ein Ende gefunden.

    Letztlich darf man sich aber nicht verwirren lassen. Es wird unter praktischen Gesichtspunkten zwar alles schwieriger, aber inhaltlich ist die Sache vollkommen klar:
    Was im Jahre 1600, 1700, 1800 und 1900 als katholisch galt kann 2000 oder 2023 nicht plötzlich als unkatholisch gelten.

    Wenn ich glaube, was und wie beispielsweise 1800 oder 1900 von der katholischen Kirche geglaubt wurde, bin ich auf jeden Fall auf der richtigen Seite.
    Wenn ich hingegen die Änderungen aus den letzten 70 Jahren beachte, dann ist es nicht mehr in allen Punkten so sicher: es gibt Widersprüche und Uneindeutigkeiten, teils sogar offensichtliche Fehler und Irrtümer.

    Deshalb sollte man den letzten Jahrzehnten und ganz speziell den letzten Synoden keinen allzu großen Wert für den eigenen Glauben beimessen, und sich an jene (vorkonziliaren) Zeiten halten, als die Lehre der Kirche noch sicher war, aus der Offenbarung entnommen war und Gott in das Zentrum stellte.

    Langer Rede kurzer Sinn: ich sehe in den Änderungen der letzten etwa 70-100 Jahren wohl eine praktische Erschwernis, aber keinen Anlaß etwas anderes oder auf eine andere Weise zu glauben als es beispielsweise 1900, 1800 oder 1700 der Fall war.

    Dies sei als kleiner Ratschlag all jenen (auch einmal öffentlich) gesagt die mich in letzter Zeit frugen wie sie mit der aktuellen Situation oder mit dem was noch auf uns Katholiken zukommt umgehen sollen.
    • user
      stadler karl 05.10.2023 um 11:32
      Es ist sehr zu bezweifeln, dass es in der Kirche wirklich jemanden gibt, der oder die von sich behaupten dürfte, zu wissen, welche Inhalte und Lebensformen denn letztlich zu einer "authentischen Katholizität" gehören. Das wusste man wahrscheinlich bereits zu Zeiten des Urchristentums nicht so richtig. Mehrere Konzile legten diesbezüglich beredte Zeugnisse ab, nicht zuletzt das este von Nicäa, wo einer der zentralsten Glaubenssätze, nämlich die Natur Christi betreffend, mit einer dezisionistischen Methodik festgelegt wurde. Letztlich ein völlig kontingentes, politisches und geistesgeschtliches Ereignis! Eine Methodologie, die in einer rechtsphilosophischen normativen Theorie, z.B. dem Rechtspositivismus, durchaus ihren Platz haben mag. Viel weniger überzeugend wirkt eine solche Methodologie, wenn es um theologisch-ontologische Fragestellungen geht, wie eben gerade anlässlich des Konzils von Nicäa. Einer, dem diese Problematik sehr wohl bewusst war und der diese immer vor Augen hatte, war ausgerechnet der in weiten Kreisen völlig zu unrecht angefeindete Ratzinger. Auch wenn er sich immer gegen das Umsichgreifen eines Relativismus wehrte, war warhscheinlich kaum jemandem in der Theologenschaft, auch in der progressiven nicht, mehr als ihm bewusst, dass eine überzeugende Vermittlung von "objektiven Glaubenswahrheiten" gegenüber den Menschen ein äussderst schwieriges Unterfangen darstellt, und dass die Kirche immer mit einem nicht gänzlich zu entschärfenden Spannungsverhältnis von "fides et ratio" wird leben müssen. Auch argumentative Stossrichtungen, welche schwergewichtig auf eine Auslegung im Lichte der "Zeichen der Zeit" oder auf hermeneutische Auslegungsmethoden setzen, vermögen nach meiner persönlichen Überzeugung die Schwierigkeiten keineswegs befriedigend zun überbrücken, auch wenn diese wissenschaftlichen Methoden sicher nicht unbeachtet bleiben dürfen.