Das Basler Münster. (Bild: Norbert Aepli, Switzerland, CC BY 2.5 via Wikimedia Commons)

Kirche Schweiz

Vor 1000 Jah­ren starb Kai­ser Hein­rich II., ein gros­ser För­de­rer des Bis­tums Basel

Am 13. Juli 1024 ver­starb Kai­ser Hein­rich II. Er ist nicht nur Patron des Bis­tums Bam­berg, son­dern auch zwei­ter Patron des Bis­tums Basel. Der His­to­ri­ker und Theo­loge Dr. Urban Fink-​Wagner erläu­tert in sei­nem Bei­trag die Bezie­hung zwi­schen dem Kai­ser und dem Bis­tum Basel.

Um die Mitte des 4. Jahrhunderts ist ein Bischof in Kaiseraugst belegt, dessen Sitz später nach Basel verlegt oder dort neu errichtet wurde. Seit der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts ist eine Bischofsliste überliefert. 843 wurde das Bistum Basel dem Mittelreich und 870 dem ostfränkischen Reich zugeteilt. 912 kam es (mit Ausnahme des Oberelsass) an Hochburgund.
Als Adalbero II. im späten 10. Jahrhundert Bischof von Basel wurde, herrschte er nur über einen kleinen Stadtstaat. 999 schenkte ihm der burgundische König Rudolf die Abtei Moutier-Grandval/Münster-Granfelden. So entstand das Fürstbistum Basel, das wichtige Verkehrswege aufwies und so für das angrenzende deutsche Reich wichtig wurde. Die um 640 gegründete Abtei besass im 10. Jahrhundert weit gestreute Güter im heutigen Kanton Jura sowie im Berner und Solothurner Jura Richtung Oensingen.

Da der burgundische König kinderlos war, suchte der Basler Bischof die Nähe zum deutschen König Heinrich II. Dieser schenkte dem Basler Bischof 1004 grosse Waldgebiete im Elsass, und 1006 ging Basel noch vor dem Tod von Rudolf von Burgund zum römisch-deutschen Reich über. Heinrich gewährte Adalbero II. weitere Privilegien wie etwa die hohe Gerichtsbarkeit und das Münzrecht. Am auffälligsten ist die Unterstützung König Heinrichs beim Neubau des Basler Münsters, so etwa die Übergabe von Gütern im Breisgau 1008. Die Vorgängerkirche muss eine halbe Ruine gewesen sein, die beim Ungarneinfall im 9. Jahrhundert stark gelitten hatte. Die Weihe des Basler Münsters wurde am 11. Oktober 1019 in Anwesenheit des 1014 zum Kaiser gesalbten Heinrichs vollzogen.
 

 


Heinrich schenkte dem Basler Münster eine goldene Altartafel, welche Heinrich und seine Frau Kunigunde zu Füssen von Christus zeigt, umgeben von Engeln und Heiligen. Leider verkaufte der Halbkanton Baselland dieses Antependium[1] nach seiner Abspaltung von Basel-Stadt an Private. Es gelangte über Umwege nach Paris, wo diese einzigartige Goldschmiedekunst im «Musée national du Moyen Âge» ausgestellt ist. Weitere Geschenke wie ein Vortragskreuz, ein roter Bischofsmantel und ein Faltstuhl ergänzten das wertvolle Antependium. Sie verwiesen im Basler Münster alle prominent auf den kinderlosen Stifter und seine Frau.

Keine fünf Jahre nach der Einsegnung des Basler Münsters verstarb Heinrich II. am 13. Juli 1024 und wurde in Bamberg begraben. Er hinterliess als letzter Ottone ein politisches Vakuum. Nur ein knappes Jahr später verschied auch Adalbero II., der seine Ruhestätte im Basler Münster fand.

1146 wurde Kaiser Heinrich II. von Papst Eugen III. heiliggesprochen, 1200 durch Papst Innozenz II. auch seine Frau Kunigunde. Heinrich II. wird im Bistum Basel bis heute als Diözesanpatron verehrt. Mit dem Verlust des Basler Münsters im Rahmen der Basler Reformation 1529 und der 1828 erfolgten Verlegung des Bischofssitzes nach Solothurn wurde Heinrichs Bedeutung als zweiter Diözesanheiliger jedoch kleiner. Heute stehen die in Solothurn verehrten Thebäerheiligen Urs und Viktor und ihre Gefährtin Verena im Vordergrund.
 

Der Historiker und Theologe Urban Fink ist Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks «Inländische Mission».

 

Gründe für die Heiligsprechung Heinrichs II.
Heinrich II. verstand seine Macht als von Gottes Gnaden verliehen. Er setzte sich für eine Reform der Kirche ein. So erwartete er von reichen Bischöfen, dass sie ihre armen Bistümer mit ihrem Privatvermögen unterstützen, reichen Bistümern und Klöstern dagegen zog er Teile des Vermögens ein und mahnte zu mehr Kontemplation. Gemeinsam mit Papst Benedikt VIII. ordnete er 1022 ein generelles Heiratsverbot für Priester an. Er förderte die Reformen des Klosters Cluny und wurde dort selbst Laienbruder. Zudem gründete und stiftete er zahlreiche Kirchen und Klöster. Redaktion

 


[1] Ein Antependium (lat. ante = vor und pendere = hängen) ist in der Regel ein farbiges Parament, das vor dem Altar hängt. Im Fall des «Basler Antependiums» ist es kein Stoff, sondern eine Tafel aus Metall.


Dr. Urban Fink-Wagner


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Bemerkungen :

  • user
    Ferdi24 17.07.2024 um 22:08
    Als ich die Ausstellung in Basel 2019 eigens wegen des originalen Antependiums besuchte, war ich leicht enttäuscht; ich hatte nicht ein dünnes Goldblech erwartet zu sehen, das schien mir eher eine Sparvariante eines kaiserlichen Geschenkes zu sein. Dann las ich die Beschreibung im Museum, wonach etwa 15 solcher Tafeln existiert hätten aus der Zeit der Regentschaft des letzten Ottonen.
    Mir scheint das ein Geschäftsmodell gewesen zu sein, indem die beschenkten Orte ihr Eigentum zwar nutzen aber nicht verbrauchen durften und konnten, also ein Unternehmertum des asketischen Kapitalismus, das nur den Ertrag aus Arbeitsleistung (Produktivität) abschöpfen darf; wird es direkt verbraucht, schwindet es für immer dahin und verliert die Wirkung des Zinseszinses: ora et labora als spirituelle Basis der Produktivität.
    Damit hat der kinderlose Kaiser Christus zu seinem Erben gemacht und damit die Käuflichkeit kirchlicher Ämter zurückgedrängt. Die Tafel konnte auch weil verehrungswürdig nicht einfach umgenutzt werden wie ein Kirchenbau oder ein Stück Grund und Boden, woraus üblicherweise Pfründe oder Lehen bestehen.
  • user
    Meier Pirmin 13.07.2024 um 11:21
    Heinrich der Heilige, für den der heilige Gotthard von Hildesheim in Lugano 1004 die Pfingstpredigt hielt und der nach Ueberquerung des Lukmanier in Zürich einen allgemeinen Landfrieden verkündete. Er war es auch, der dem Kloster Einsiedeln für alle Zeiten das Sihltal schenkte, später Ausgangspunkt des Marchenstreites und damit des eigentlichen Anlasses der Gründung der Eidgenossenschaft, was zwar an Bundesfeierreden kaum je erwähnt wird, hole es möglicherweise dieses Jahr nach. Urban Fink gehört neben Markus Ries zu den Katholiken in der Schweiz, denen hohe kirchengeschichtliche Kompetenz nachgesagt werden darf, erfreulich, dass er hier zu Wort kommt. Nebenher verweist unten Roland Gröbli, seit über 40 Jahren führender Bruderklauskenner unter den Lebenden, auf die sowohl eidgenössische als auch europäische Bedeutung Basels hin. Zu dieser Thematik sei auf die Doktorarbeit von Abt Urban Federer von Einsiedeln hingewiesen, dessen Arbeit über Heinrich von Nördlingen und Katharina Ebner Basel als ein Zentrum der oberdeutschen Mystik darstellt, mit Forschungen, wie sie kaum ein noch lebender hoher Gesitlicher der Schweiz ausweisen kann. Erfreulich an dieser Arbeit, dass die Mystik für Abt Urban auch eine Herausforderung an die gegenwärtige Spiritualität ist. Im Dom von Bamberg sind sowohl die Grabstätte von Kaiser Heinrich als auch diejenige seiner Gattin Kunigunde noch besuchbar. Kaiser Heinrich ist auch ein Heiliger für eine gute Todesstunde, gemäss der Legende "Noch sechs!". Alle sechs Stunden, alle sechs Tage, alle sechs Wochen, alle sechs Jahre habe der Monarch je speziell ein Memento mori praktiziert. Ohne ihn gäbe es die Schweiz nicht, so wie sie jetzt ist. Auch daran wäre beim Besuch des Basler Münsters zu denken. Als dessen bedeutendster noch lebender Kenner ist der Historiker Stefan Hess (Liestal) einzuschätzen.
  • user
    Markus Ries 13.07.2024 um 11:06
    Lieber Roland, ich stimme Dir zu: Das ist ein sehr schöner Beitrag. Mit dem Anliegen, bei der religiösen Verehrung von Ehepaaren auch die Frau zu beachten und nicht nur den Mann, bist Du ja dank Deines Engagementes für Dorothea Wyss und Bruder Klaus von Flüe bestens vertraut. Im Falle von Kunigunde und Heinrich müsste man dafür nicht einmal die Römischen Kurie bemühen; denn bei beiden ist die Heiligkeit längst kirchlich anerkannt. Somit ist es eine lokal zu verantwortende Entscheidung, dass von diesem Ehepaar bisher nur der Mann im diözesanen Eigenkalender eingetragen ist, die Frau hingegen nicht.
    • user
      Roland Gröbli 13.07.2024 um 15:19
      Lieber Markus,

      In der Tat ist mir natürlich sofort aufgefallen, dass Urban hier auf ein heiliges Ehepaar hinweist. Auf eines mit Beziehung zu Basel. In Gedanken habe ich die beiden schon ins Dossier „Niklaus und Dorothee“ nachgetragen. Vielleicht finde ich mal Belege, ob die Erinnerung an Heinrich II. und Kunigunde im 15. Jh. noch lebendig war. Hinweise herzlich willkommen.

      Dazu der kürzliche Beitrag zum Kloster Klingenthal in der NZZ, zu sich bekanntlich auch eine direkte Linie zu Niklaus von Flüe finden lässt. Geschichte ist so spannend! 👍
  • user
    Roland Gröbli 13.07.2024 um 08:57
    Zukunft hat Herkunft. Vielen Dank für diesen fundierten Beitrag. Er macht einmal mehr deutlich, dass Basel mehr europäisch denn eidgenössisch ist und denkt. Ihr Anschluss an die Eidgenossenschaft 1501 erfolgte nur mit Privilegien, die sich kein anderer eidgenössischer Stand ausbedingen konnte.