Abt Urban segnet eine Familie. (Bilder: zVg)

Kirche Schweiz

«Weltfamilientreffen» in Einsiedeln – sich gegenseitig stärken

In Einsiedeln versammelten sich am Samstag, 17. August, 400 Personen zum 6. «Deutschschweizer Weltfamilientreffen». Nina Müller sprach mit Mitorganisator Martin Iten über das Glaubensfestival.

Sie sind einer der Verantwortlichen des «Deutschschweizer Weltfamilientreffens», das am vergangenen Wochenende in Einsiedeln stattfand. Können Sie uns erzählen, wie die Veranstaltung verlief?
Wir sind sehr dankbar, wie das diesjährige Treffen mit rund 80 Familien vonstattenging. Wir hatten grosses Wetterglück, ausser einem leichten Nieseln um die Mittagszeit blieben die vorher angesagten Regenschauer aus. So konnte das grosse Spielgelände, das auf dem Areal der Stiftsschule Einsiedeln aufgebaut wurde, von den über 200 Kindern rege genutzt werden. Das viele Gebet um trockenes Wetter und der extra zu Beginn des Tages von einem Benediktinerpater gespendete Wettersegen haben also Wirkung gezeigt.

Ich stelle es mir komplex vor, einen Tag für 80 Familien mit Kindern in unterschiedlichem Alter zu organisieren …
Das ist es in der Tat. Ich habe früher Veranstaltungen für Jugendliche und junge Erwachsene organisiert und merke jetzt, dass die Planung eines grösseren Familienanlasses wie der unsrige doch noch einiges mehr an Denkarbeit verlangt. Wir wollen ja, dass alle Kinder auf ihre Kosten kommen, besonders aber auch die Eltern. Das «Weltfamilientreffen» soll für die ganze Familie eine Ermutigung und Freude im Glauben sein. So fragen wir uns während der Vorbereitungen stets, wie wir dies Altersstufen-gerecht hinbekommen, wie wir aber auch in allem ein gutes Mass finden. Die ersten Feedbacks zum diesjährigen Treffen ermutigen uns, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

Was wurde denn den Familien beim diesjährigen Treffen in Einsiedeln alles geboten?
Viel! Zuerst ist da das umfangreiche Kinderprogramm zu erwähnen. Für alle Altersstufen konnten wir, dank vielen Helferinnen und Helfern, verschiedene Angebote anbieten. Die Kleinsten konnten sich in den Turnhallen austoben, den grösseren standen neben Hüpfburgen und einer Garteneisenbahn ganz viele andere Spielgeräte zur Verfügung. Die wiederum Grösseren konnten Minigolf spielen, suchten auf einer Schnitzeljagd den ominösen Klosterschatz, stiegen auf die Einsiedler Klostertürme oder spielten zusammen Fuss- oder Volleyball. Zudem konnten die Kinder ein sehr tolles Konzert des christlichen Familienmusikers Christof Fankhauser besuchen und auch ein Kasperli-Theater durfte nicht fehlen. Ich glaube, dass besonders die Kinder diesen Tag in toller Erinnerung behalten werden.
 


Gab es für die Eltern auch ein derart vielfältiges Programm?
Fast! Sie konnten zuerst das Hauptreferat des Tages zum Thema «stark, selbstbewusst und aufgeklärt» besuchen. Das österreichische Referentenehepaar Maria und Richard Büchsenmeister, die unter diesem Titel auch ein Bestsellerbuch veröffentlichten, gaben darin sehr spannende und kluge Impulse für die Kindererziehung. Büchsenmeisters, die selbst (sage und schreibe!) 12-fache Eltern sind, gaben dabei sehr lebensnahe und alltagstaugliche Hilfen mit, wie man in der eigenen Familie einen guten und positiven Umgang mit Fragen der Sexualität leben kann. Zudem konnten die Eltern auch noch aus verschiedenen Workshops auswählen, in denen sie z. B. von einem jungen Ehepaar erfuhren, wie diese trotz Elternschaft ein liebendes Paar bleiben wollen, was ja im konkreten Familienalltag manchmal durchaus eine Herausforderung darstellt …

Geht es also bei eurem «Weltfamilientreffen» auch darum, dass die Ehen der Eltern gestärkt werden?
Unbedingt! Wir wissen, dass die Ehe der Eltern das wichtigste Fundament einer Familie darstellt. Das Referentenpaar Büchsenmeister wies genau darauf hin, als sie in ihrem breiten steirischen Dialekt deutlich meinten: «Zuerst kommt eure Ehe, dann mal lange nix, dann die Kinder.» Jede Ehe braucht das fortlaufende Gespräch, das gemeinsame Gebet, die Zweisamkeit usw. Und hierfür braucht es vor allem regelmässige Zeitfenster und Freiräume. Papst Franziskus schreibt übrigens diesbezüglich sehr schön in seinem Familienschreiben «Amoris Laetitia». Die eheliche Beziehung kann aber im manchmal hektischen Familien- und auch Berufsalltag lau oder geradezu erstickt werden. Umso wichtiger scheint es uns, dass wir beim «Weltfamilientreffen» einen Raum schaffen, an dem die Ehepaare zu einem neuen Paargespräch ermutigt werden. Und natürlich auch zum Gespräch mit anderen Ehepaaren, von denen es beim «Weltfamilientreffen» ja einige gab.

Insgesamt 80 Familien. Woher kamen diese?
Wir hatten teilnehmende Familien aus fast der ganzen Deutschschweiz, zudem eine Familie aus dem Tessin. Die meisten Anmeldungen stammten aus dem Kanton Zürich, gefolgt vom Kanton St. Gallen und, vielleicht etwas überraschend, aus dem nahen Kanton Zug. Auch aus Schwyz, Luzern und Bern hatten wir viele Familien.

Als eure Organisation das «Deutschschweizer Weltfamilientreffen» vor sechs Jahren startete, fragte ein Webportal bei einer katechetischen Fachstelle einer Kantonalkirche nach, ob nach deren Einschätzung ein solches Treffen für Familien bei der Zielgruppe überhaupt auf Interesse stosse. Die befragte Fachfrau stellte dies in Abrede. Nun habt ihr bereits sechs solche «Weltfamilientreffen» durchgeführt. Warum funktioniert es doch?
Nun, wir wussten von Beginn an, dass ein solches Angebot einem Bedürfnis entspricht, da wir ja gerade von Familien immer wieder angefragt wurden, ob wir nicht so etwas ins Leben rufen könnten. Insofern wussten wir schon von der Nachfrage, bevor wir mit den «Weltfamilientreffen» anfingen. Zudem hatten wir uns insbesondere auch von Papst Franziskus ermutigen lassen, der in «Amoris Laetitia» neue Wege der Familienpastoral fordert und dabei besonders betont, dass sich christliche Familien durch andere christliche Familien bestärken lassen sollen. Das geschieht an den «Weltfamilientreffen». Er hob auch hervor, dass die gesamte Kirche eine Familie bestehend aus Familien sei, wir also als Kirche das Familiäre wieder neu entdecken sollen. Ich fand es darum sehr treffend, wie Abt Urban Federer im Gottesdienst über die Familiendimension der Kirche predigte.

Es gab also beim «Weltfamilientreffen» auch einen gemeinsamen Gottesdienst?
Ja, als Abschluss und Höhepunkt des eintägigen Treffens feiern wir jeweils zusammen mit allen Familien Eucharistie. Es ist für mich immer ein eindrücklicher Moment, wenn die vielen Familien mit ihren Kinderwagen die altehrwürdige Klosterkirche beleben. Besonders berührt hat es mich dieses Jahr, als nach der Heiligen Messe alle Familien eingeladen wurden, von den anwesenden Priestern einen individuellen Familiensegen zu empfangen. Zudem erhielten die Kinder danach einen persönlichen Rosenkranz mit der Anleitung zu einem «Familiegsetzli». Hierfür hatte Pater Philipp Steiner vom Kloster Einsiedeln extra eine familienspezifische Meditation zum «Freudenreichen Rosenkranz» verfasst. Uns würde es natürlich freuen, wenn diese Rosenkränze nun da und dort zum Einsatz kommen.

Wird es das Weltfamilientreffen auch weiterhin geben?
Wir haben es nicht nur schwer im Sinn, sondern auch klar fixiert. Für die nächste Ausführung haben wir bereits den Samstag, 23. August 2025, reserviert. Auch dann werden wir die Familien wieder zur Muttergottes nach Einsiedeln einladen. Bereits gibt es Ideen, wie wir den Anlass weiterentwickeln können. Man darf sich also das Datum schon mal fest vormerken. Und, falls möglich, freuen wir uns auch über helfende Hände, die zukünftig mitwirken wollen. Zeit und Engagement für Familien einzusetzen, das ist nie verkehrt, wie mir scheint!
 

Martin Iten wirkt zusammen mit seiner Frau Anna im Organisationskomitee des «Weltfamilientreffens» mit, wo er unter anderem für die Programmgestaltung zuständig ist. Der Familienvater ist gelernter Polygraf. Er leitet die Organisation «Anima Una», die verschiedene katholische Initiativen vereint und das Kloster Maria Opferung in Zug in die Zukunft führt.


Redaktion


Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

You have reached the limit for comments!

* Diese Felder sind erforderlich.

Bemerkungen :

  • user
    B. M. 20.08.2024 um 21:36
    Martin Iten ist eine der bemerkenswerteren Figuren der katholischen Kirche hierzulande. Überall wo er und seine Leute wirken, geschehen hoffnungsvolle Aufbrüche. Ich höre ihn manchmal bei Radio Maria. Es ist toll was da alles passiert.
    • user
      Hansjörg 21.08.2024 um 11:50
      Was genau ist gemeint, mit "hoffnungsvolle Aufbrüche"?