Gab es für die Eltern auch ein derart vielfältiges Programm?
Fast! Sie konnten zuerst das Hauptreferat des Tages zum Thema «stark, selbstbewusst und aufgeklärt» besuchen. Das österreichische Referentenehepaar Maria und Richard Büchsenmeister, die unter diesem Titel auch ein Bestsellerbuch veröffentlichten, gaben darin sehr spannende und kluge Impulse für die Kindererziehung. Büchsenmeisters, die selbst (sage und schreibe!) 12-fache Eltern sind, gaben dabei sehr lebensnahe und alltagstaugliche Hilfen mit, wie man in der eigenen Familie einen guten und positiven Umgang mit Fragen der Sexualität leben kann. Zudem konnten die Eltern auch noch aus verschiedenen Workshops auswählen, in denen sie z. B. von einem jungen Ehepaar erfuhren, wie diese trotz Elternschaft ein liebendes Paar bleiben wollen, was ja im konkreten Familienalltag manchmal durchaus eine Herausforderung darstellt …
Geht es also bei eurem «Weltfamilientreffen» auch darum, dass die Ehen der Eltern gestärkt werden?
Unbedingt! Wir wissen, dass die Ehe der Eltern das wichtigste Fundament einer Familie darstellt. Das Referentenpaar Büchsenmeister wies genau darauf hin, als sie in ihrem breiten steirischen Dialekt deutlich meinten: «Zuerst kommt eure Ehe, dann mal lange nix, dann die Kinder.» Jede Ehe braucht das fortlaufende Gespräch, das gemeinsame Gebet, die Zweisamkeit usw. Und hierfür braucht es vor allem regelmässige Zeitfenster und Freiräume. Papst Franziskus schreibt übrigens diesbezüglich sehr schön in seinem Familienschreiben «Amoris Laetitia». Die eheliche Beziehung kann aber im manchmal hektischen Familien- und auch Berufsalltag lau oder geradezu erstickt werden. Umso wichtiger scheint es uns, dass wir beim «Weltfamilientreffen» einen Raum schaffen, an dem die Ehepaare zu einem neuen Paargespräch ermutigt werden. Und natürlich auch zum Gespräch mit anderen Ehepaaren, von denen es beim «Weltfamilientreffen» ja einige gab.
Insgesamt 80 Familien. Woher kamen diese?
Wir hatten teilnehmende Familien aus fast der ganzen Deutschschweiz, zudem eine Familie aus dem Tessin. Die meisten Anmeldungen stammten aus dem Kanton Zürich, gefolgt vom Kanton St. Gallen und, vielleicht etwas überraschend, aus dem nahen Kanton Zug. Auch aus Schwyz, Luzern und Bern hatten wir viele Familien.
Als eure Organisation das «Deutschschweizer Weltfamilientreffen» vor sechs Jahren startete, fragte ein Webportal bei einer katechetischen Fachstelle einer Kantonalkirche nach, ob nach deren Einschätzung ein solches Treffen für Familien bei der Zielgruppe überhaupt auf Interesse stosse. Die befragte Fachfrau stellte dies in Abrede. Nun habt ihr bereits sechs solche «Weltfamilientreffen» durchgeführt. Warum funktioniert es doch?
Nun, wir wussten von Beginn an, dass ein solches Angebot einem Bedürfnis entspricht, da wir ja gerade von Familien immer wieder angefragt wurden, ob wir nicht so etwas ins Leben rufen könnten. Insofern wussten wir schon von der Nachfrage, bevor wir mit den «Weltfamilientreffen» anfingen. Zudem hatten wir uns insbesondere auch von Papst Franziskus ermutigen lassen, der in «Amoris Laetitia» neue Wege der Familienpastoral fordert und dabei besonders betont, dass sich christliche Familien durch andere christliche Familien bestärken lassen sollen. Das geschieht an den «Weltfamilientreffen». Er hob auch hervor, dass die gesamte Kirche eine Familie bestehend aus Familien sei, wir also als Kirche das Familiäre wieder neu entdecken sollen. Ich fand es darum sehr treffend, wie Abt Urban Federer im Gottesdienst über die Familiendimension der Kirche predigte.
Es gab also beim «Weltfamilientreffen» auch einen gemeinsamen Gottesdienst?
Ja, als Abschluss und Höhepunkt des eintägigen Treffens feiern wir jeweils zusammen mit allen Familien Eucharistie. Es ist für mich immer ein eindrücklicher Moment, wenn die vielen Familien mit ihren Kinderwagen die altehrwürdige Klosterkirche beleben. Besonders berührt hat es mich dieses Jahr, als nach der Heiligen Messe alle Familien eingeladen wurden, von den anwesenden Priestern einen individuellen Familiensegen zu empfangen. Zudem erhielten die Kinder danach einen persönlichen Rosenkranz mit der Anleitung zu einem «Familiegsetzli». Hierfür hatte Pater Philipp Steiner vom Kloster Einsiedeln extra eine familienspezifische Meditation zum «Freudenreichen Rosenkranz» verfasst. Uns würde es natürlich freuen, wenn diese Rosenkränze nun da und dort zum Einsatz kommen.
Wird es das Weltfamilientreffen auch weiterhin geben?
Wir haben es nicht nur schwer im Sinn, sondern auch klar fixiert. Für die nächste Ausführung haben wir bereits den Samstag, 23. August 2025, reserviert. Auch dann werden wir die Familien wieder zur Muttergottes nach Einsiedeln einladen. Bereits gibt es Ideen, wie wir den Anlass weiterentwickeln können. Man darf sich also das Datum schon mal fest vormerken. Und, falls möglich, freuen wir uns auch über helfende Hände, die zukünftig mitwirken wollen. Zeit und Engagement für Familien einzusetzen, das ist nie verkehrt, wie mir scheint!
Martin Iten wirkt zusammen mit seiner Frau Anna im Organisationskomitee des «Weltfamilientreffens» mit, wo er unter anderem für die Programmgestaltung zuständig ist. Der Familienvater ist gelernter Polygraf. Er leitet die Organisation «Anima Una», die verschiedene katholische Initiativen vereint und das Kloster Maria Opferung in Zug in die Zukunft führt.
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