Klosteranlage Wonnenstein. (Bild: Schofför/Wikimedia)

Kirche Schweiz

Wiedereröffnung der Klosterkirche Wonnenstein: Operation gelungen – Patientin gestorben?

Diesen Samstag, 4. Mai 2024, findet die Einweihung der renovierten Klosterkirche Wonnenstein AI statt. Die Wiedereröffnung der Klosterkirche steht gemäss dem «Verein Kloster Maria Rosengarten Wonnenstein» unter dem Motto «Brücken bauen». Unerwähnt bleibt dabei der noch immer schwelende Konflikt um die Zukunft des Klosters.

Die Gründung des Kapuzinerinnenklosters Wonnenstein geht auf das Jahr 1379 zurück; über 600 Jahren beteten und arbeiteten Schwestern im Kloster. Wie vielen anderen Klöstern fehlte auch dem Kloster Wonnenstein jetzt der Nachwuchs: 2019 lebten noch drei Kapuzinerinnen im Kloster. Nach dem Tod der letzten Frau Mutter Gabriela Hug im Jahr 2020 erklärte der zuständige Bischof von St. Gallen, Markus Büchel, die Klostergemeinschaft als faktisch aufgelöst. Bereits im Jahr 2014 wurde auf Betreiben der Altherren der St. Galler Studentenverbindung Bodania, des Bistums St. Gallen und der Standeskommission von Appenzell das Frauenkloster in den Verein «Kloster Maria Rosengarten Wonnenstein» umgewandelt.

Der Verein renovierte in den letzten vier Jahren die Klosterkirche. «Die Baukosten von rund vier Millionen Franken wurden ausschliesslich von Spendern finanziert, davon eine Million Franken allein von den Mitgliedern des Vereins Kloster Wonnenstein und deren Umfeld», so die Pressemitteilung des Vereins vom 25. März 2024.

Am 4. Mai 2024 erfolgt nun die offizielle Altarweihe durch Bischof Markus Büchel mit geladenen Gästen, Würdenträgern, Donatoren, Patronats- und Vereinsmitgliedern. Am 25. Mai ist die ganze Bevölkerung zum Kirchenfest in Wonnenstein eingeladen.

Verleumdet, zum Schweigen verurteilt, ohne Geld
Doch was gibt es da zu feiern? Was die Pressemitteilung verschweigt, ist die Tatsache, dass seit Jahren ein Konflikt zwischen der letzten Kapuzinerin, Sr. Scolastica, und dem Verein besteht. Die Schwester fühlt sich vom Verein «über den Tisch gezogen», wurde der Klostergemeinschaft doch versichert, dass das Kloster durch eine andere Ordensgemeinschaft weitergeführt würde. Doch bis heute ist es bei leeren Versprechungen geblieben – auch wenn auf der Webseite des Klosters (betreut durch den Verein) immer wieder Hinweise zu finden sind, dass wieder eine Gemeinschaft einziehen soll. Stattdessen wurde plötzlich von Sr. Scolastica verlangt, ihr Kloster zu verlassen. Sie wehrte und wehrt sich dagegen, inzwischen unterstützt durch die «IG Wonnenstein» mit ihren fast 900 Mitgliedern. Doch Rom befahl ihr, sich öffentlich nicht mehr zu causa Wonnenstein zu äussern, ein Befehl, an den sich Sr. Scolastica hält. Die «IG Wonnenstein» hingegen meldet sich nun im Vorfeld der Altarweihe zu Wort.
 


Die «IG Wonnenstein» sieht das Verhalten der Studentenverbindung Bodania nicht als selbstlose Unterstützung und kritisiert auch Bischof Markus. «In Wahrheit hat der Bischof von St. Gallen mit seiner moralischen Autorität dazu beigetragen, die Schwestern des Klosters zu täuschen und das Kloster an die Mitglieder der Studentenverbindung Bodania zu verschenken. Aufgrund des unschätzbaren Baulandes, das zur Anlage gehört, hat der Bischof der Verbindung bzw. ihren Mitgliedern ein mehrstelliges Millionengeschäft ermöglicht, wobei er selber Mitglied dieser Verbindung ist», schreiben sie in ihrer Medienmitteilung vom 3. Mai.

Inzwischen habe der Vatikan den Fall beurteilt. Im Entscheid werde zwar zugegeben, dass der Bischof mehrere kirchenrechtliche Bestimmungen missachtete, etwa die für Veräusserungen von Kirchenvermögen vorgeschriebene Konsultation diözesaner Gremien, das «Dikasterium für die Ordensleute» habe diese Rechtsverletzungen des Bischofs jedoch «saniert». «Das heisst, sie werden für den Bischof folgenlos vom Tisch gewischt.» Der Interessenkonflikt des Bischofs als Mitglied der Bodania, die von der Millionenschenkung profitiert, sei «Rom nicht einmal eine Erwähnung wert», moniert die «IG Wonnenstein».

Sr. Scolastica hat gegen den Bescheid Einsprache erhoben. Da sie aber damit rechnet, dass sie das Kloster vermutlich doch verlassen muss, hat sie an verschiedenen Orten um eine mögliche Aufnahme gebeten. Die Klöster haben entweder abgelehnt oder das Gespräch verweigert, informiert die «IG Wonnenstein». «Da Schwester Scolastica wegen ihrem Kampf für den Erhalt des Klosters kein unbeschriebenes Blatt ist, will man sie nicht aufnehmen, unter anderem aus Angst, sich beim Bischof von St. Gallen unbeliebt zu machen. Dieser liess es zu, dass sich verschiedene Exponenten der Diözese St. Gallen oder Mitglieder des Vereinsvorstandes in der Öffentlichkeit abschätzig und ehrverletzend über Sr. Scolastica geäussert haben.»

Doch die «IG Wonnenstein» weiss noch mehr zu berichten. Der Verein «Kloster Maria Rosengarten Wonnenstein» blockiert seit Monaten das private Geld der Schwester, sodass sie vor Gericht darum streiten muss. Zudem ist ihre Alters- und Pflegevorsorge nicht sichergestellt. Es fehlen verbindliche Zusagen von Bischof, dem Verein Bodania und der Standeskommission Appenzell Innerrhoden. «Das Ziel dieser Blockade scheint nebst dem psychischen Druck zu sein, dass Schwester Scolastica sich rein finanziell, etwa mit einem Anwalt, nicht wehren kann.» Die «IG Wonnenstein» schliesst ihre Medienmitteilung mit den Worten: «Wir protestieren in aller Form gegen das selbstherrliche, schändliche und unverantwortliche Verhalten der Entscheidungsträger.»

Gemäss Auskunft der «IG Wonnenstein» ignorierte Bischof Markus Büchel bisher jeden Dialogwunsch. Die Wiedereröffnung der Klosterkirche steht wie bereits geschrieben unter dem Motto «Brücken bauen». Bleibt zu hoffen, dass dieses hehre Motto nicht zur hohlen Phrase verkommt. Voraussetzung dazu ist, dass der Verein «Kloster Maria Rosengarten Wonnenstein» – und auch Bischof Markus Büchel –mit seinem Engagement nicht nur «vielfältige religiöse, politische und kulturelle Gräben überwinden» will, sondern auch der «IG Wonnenstein» endlich die Hand zu einem konstruktiven Gespräch bietet – zugunsten des Klosters.


Redaktion


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    Stefan Fleischer 04.05.2024 um 12:05
    In diesem Zusammenhang kommen mir zwei Sprüche in den Sinn:

    Entscheidend ist nicht, das zu tun
    was wir für richtig und gut empfinden,
    sondern was Gott von uns erwartet.

    Wie wollen wir wissen, was Gott von uns will,
    wenn wir die Beziehung zu ihm nicht pflegen?
    • user
      Meier Pirmin 05.05.2024 um 11:34
      @Fleischer. Gratuliere zu diesem Volltreffer. Ein geschliffener Aphorismus, nach Marie von diesbezüglicher Meisterin Marie Ebner-Eschenbach das Ende einer Reihe von tiefsinnigen Gedanken.