Beatrice Gall (2. v. l.) und Weihbischof Marian Eleganti mit Vorstandsmitgliedern von «Vera Fides»: Pavao Barac , Yvonne Reichlin und Daniel Ric (v. l.). (Bild: zVg)

Kirche Schweiz

Zweite Tagung «Forum Schweizer Katholiken»

Am 8. Juni, dem Fest Unbeflecktes Herz Mariä, trafen sich in der Kirche St. Antonius in Bern Gläubige zur zweiten Tagung des vom katholischen Verein «Vera Fides» organisierten «Forum Schweizer Katholiken».

Nach der im letzten Dezember organisierten Versammlung zum Thema Liturgie stand dieses Mal der Lebensschutz im Zentrum. Als Referenten konnten «Vera Fides» Weihbischof em. Marian Eleganti und die Präsidentin des «Marsch fürs Läbe», Frau Beatrice Gall, gewonnen werden. Davor Novakovic, Präsident und Vorsteher des «Forums Schweizer Katholiken», konnte wegen einer Unfallverletzung leider nicht anwesend sein.

Die Tagung begann mit einer Heiligen Messe, der Weihbischof Eleganti vorstand und an der Ruedi Heim, ehemaliger Bischofsvikar und jetzt Pfarrer in Bern, konzelebrierte.

Bereits in seiner Predigt machte der emeritierte Weihbischof darauf aufmerksam, dass unsere Gesellschaft den Wert des Lebens nicht mehr achte, was vor allem auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass eine Frau als Mutter kaum noch Anerkennung bekomme. Das Herz Mariens war offen für die Liebe Gottes und ermöglichte mit ihrem Ja die Menschwerdung Gottes. Diese Offenheit für die Liebe und die Vorsehung Gottes fehle heute in der Gesellschaft, was dazu führt, dass so viele Kinder abgetrieben werden. Damit schaffe die Gesellschaft eine Kultur des Todes und nicht des Lebens, was zum grössten Problem unserer heutigen Zeit werde.

Weihbischof Eleganti führte diese Gedanken im anschliessenden Referat, das im Pfarreizentrum stattfand, weiter und legte die lehramtliche Position der Kirche dar. Die Katholische Kirche hat immer die Würde und Unantastbarkeit des Lebens betont und konsequent verteidigt. Ausgehend von lehramtlichen Dokumenten legte Weihbischof Eleganti dar, dass die Kirche höchst reflektiert auf der Grundlage theologischer und philosophischer  Schlussfolgerungen das Recht auf Leben von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod bejaht. Er zeigte auch auf, wie prophetisch die Päpste waren, als sie gegen die Überbevölkerungsthesen, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorherrschend waren, Stellung bezogen. Speziell ist dabei die Enzyklika «Humanae vitae» des heiligen Papstes Paul VI. zu erwähnen, die dem damaligen Zeitgeist widersprach und aufzeigte, wohin eine Sexualität führt, die instrumentell wird und nicht offen gegenüber der Weitergabe des Lebens ist. Ebenfalls erwähnte Weihbischof Eleganti die jüngsten Aussagen von Papst Franziskus, der die Überbevölkerungsthesen als überholt bezeichnete und das starke Wort prägte, wonach trotz aller ökologischen und sozialen Probleme, welche die Welt belasten, ein menschliches Leben nie ein Problem, sondern ein grosses Geschenk darstellt.

Beatrice Gall zeigte aus gesellschaftlicher und politischer Sicht auf, wie bedroht das werdende Leben in Europa ist. Die Tatsache, dass Frankreich das Recht auf Abtreibung in die Verfassung aufgenommen hat, ist höchst bedenklich und sollte alle Christinnen und Christen ermuntern, sich aktiv für den Lebensschutz einzusetzen. Dabei ist es vor allem wichtig, das die heutige gesellschaftliche Debatte beherrschende suggestiv-manipulative Vokabular zu durchbrechen. Wenn die Euphemismen «Fristenlösung», «Recht auf den eigenen Bauch» oder «Schwangerschaftsabbruch» verwendet werden, dann wird hier bewusst die Tatsache verschwiegen, dass ein menschliches Leben getötet wird. Es gehe nicht darum, die betroffenen Frauen zu verurteilen, sondern um das Bewusstsein zu schärfen, dass die Abtreibung keine Lösung ist. Beatrice Gall machte ebenfalls darauf aufmerksam, dass es nach der Zeugung keinen Zeitpunkt während der Schwangerschaft gibt, bei dem man vom Beginn des Lebens reden kann. Die heutige Regelung, eine Abtreibung bis zur 12. Woche vornehmen zu können, basiert auf reiner Willkür. Ausgehend von der zwar schönen, aber biologisch falschen Redewendung «Das Licht der Welt erblicken» zeigte sie die Entwicklung des Kindes auf, das bereits vor der Geburt das Licht wahrnimmt und bei dem bereits sehr früh alle Organe angelegt sind und sich entwickeln. Von einem Zellhaufen zu sprechen, ermögliche es zwar einer Frau oder einem Arzt, das eigene Gewissen zu ignorieren, um so eine Abtreibung vorzunehmen, entspreche jedoch nicht der Wahrheit. Da Wahrheit und Nächstenliebe zusammengehören, ist es die Pflicht von Christen, immer wieder zu betonen, dass das Leben bereits bei der Empfängnis beginnt.

Beatrice Gall und Weihbischof Eleganti riefen zum Schluss die anwesenden Gläubigen auf, mutig für das Leben Stellung zu beziehen. Auch wenn es manchmal aussichtslos scheint, so sind immer wieder kleine Erfolge zu verbuchen, wenn man sich konsequent einsetzt und keine Angst hat, eine dezidiert christliche Position zu vertreten. Der Einsatz für das Recht auf Leben ist nur eine vermeintliche Sisyphus-Arbeit, da nur schon die Rettung eines einzigen Lebens einen unendlichen Erfolg darstellt, der alle Mühen wert ist.
 

Vortrag von Weihbischof em. Marian Eleganti auf «Novaradio»

Vortrag von Beatrice Gall auf «Novaradio»

 

Korrektur am 15. Juni 2024: Verein statt Laienvereinigung
Nachtrag am 15. Juni 2024: Abwesenheit von Davor Novakovic


Daniel Ric


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  • user
    Anna 15.06.2024 um 07:48
    Wunderbar.... gratuliere, freue mich darüber!